Tonhalle: Max Raabe mit Stil, Schmelz und Schlager

Der Bariton begeisterte mit seinem Palast Orchester, viel Ironie und noch mehr Nostalgie.

<strong>Düsseldorf. Es ist und bleibt eine unbestrittene Tatsache: Niemand rollt heutzutage so schön das "R" wie Max Rrrraabe. Und niemand trägt heute seinen Frack mit Stehkragen und Fliege zu glänzenden Lackschuhen mit so viel Stil wie der Berliner Sänger mit der strengen Pomaden-Frisur und dem unbeteiligtem Blick. Im Rahmen der Jubiläums-Tournee "20 Jahre Palast Orchester" gastiert das Erfolgsensemble in der ausverkauften Tonhalle und belebt dort erneut den Klang von Liedern und Schlagern der 20er und 30er Jahre. "Natürlich in den Original-Arrangements", wie der 44-Jährige hinzufügt, genüsslich jedes "R" auskostend.

Trocken, stocksteif und beiläufig präsentiert Max Raabe die Lieder

Mit dem zwölfköpfigen Palast Orchester zelebriert der charmante Galan den wohl quicklebendigsten musikalischen Anachronismus, an dem man sich zurzeit erfreuen kann. Und das obwohl Max Raabes eigene Karriere nun fast selbst die Länge der von ihm so verehrten goldenen Ära erreicht hat. Er präsentiert - unerreicht trocken, stocksteif und beiläufig wirkend - Stücke von Komponisten wie Eduard Künecke, Walter Jurmann, Friedrich Holländer bis hin zu Duke Ellington mit knarzig-nasaler Stimme, die er in den Ansagen auch in einen leicht alkoholisch timbrierten Bass plumpsen lassen kann.

Ohnehin sprühen die Anmerkungen und einleitenden Worte zwischen den einzelnen "Badesaisonschlagern" vor unterdrücktem Witz, von Raabe gerne mit ausladenden Kieferbewegungen vorgetragen. Wenn dabei aus der Belagerung Wiens durch die Türken eine "osmanische Reisegruppe" wird, die sich auf den Weg machte, Wien zu besuchen, um dort die Kaffeekultur zu hinterlassen und die Besuchten sich aber "etwas verschlossen gaben", liegt ihm das Publikum grinsend zu Füßen.

Natürlich fehlt auch jenes Lied nicht, dass ihn Anfang der 90er Jahre groß herausbrachte und gleichzeitig klingendes Etikett für den damals neuen deutschen Film wurde. Die Melodie von "Kein Schwein ruft mich an" führt das großartige Palast Orchester einmal um die ganze Welt, lässt es unter anderem im Idiom der Volksmusik von China, Russland, Italien, Spanien oder als amerikanischen Big-Band-Sound erklingen.

Repertoire Rund 400 Titel umfasst das Repertoire des Palast Orchesters mittlerweile. Zwei der beliebtesten Hits des Orchesters stammen aus Max Raabes eigener Feder: "Kein Schwein ruft mich an" und "Klonen kann sich lohnen".

Internet www.maxraabe.de