Vertragsverlängerung abgelehnt Gregor Jansen verlässt die Kunsthalle
Nach 15 Jahren gibt er die Leitung des Hauses auf. Dafür nennt der 58-Jährige gesundheitliche Gründe.
(abo) Beton-Fee“ nannte Gregor Jansen die Kunsthalle einmal und betonte gerne, dass man am Grabbeplatz keine Häppchen-Kunst biete, sondern Reibungsflächen ermögliche. Damit grenzte sich der Direktor selbstbewusst von der Konkurrenz ab. Kopflastigkeit sei eine Qualität, sagte er. Als Ausstellungsmacher waren ihm Slow-Food-Effekte für den Geist wichtiger als Fast-Food-Shows. Sein Museum ohne Sammlung sah der promovierte Kunsthistoriker vor allem als Ort des Diskurses – auch über die Sparten hinweg. Kurz vor seinem 59. Geburtstag am 25. November hat Jansen nach 15 vollendeten Jahren dies alles aufgekündigt und überraschend seinen Rückzug bekanntgegeben.
Aus gesundheitlichen Gründen will er nach eigenen Angaben den von der Stadt angebotenen Drei-Jahres-Vertrag nicht annehmen. Der vergammelte Betonklotz am Grabbeplatz, der seine Blüte in den 1960er und 1970er Jahren mit wegweisenden Ausstellungen hatte, soll ab 2026 geschlossen und kernsaniert werden. Hätte Jansen den neuen Vertrag akzeptiert, hätte er zwar die Umbauphase mit all ihren Geboten zur Improvisation begleiten dürfen, ohne aber am Ende auch selbst die Eröffnung feiern zu können.
Schon längere Zeit und wiederholt war der Vater dreier erwachsener Kinder krankgeschrieben. Genaueres weiß man nicht. Zur Hochzeit der Pandemie gab er sich angefasst, klagte in einem Gespräch über die unerträglich gedehnte Zeit, über surreale Verhältnisse aller Kulturbereiche und sagte, dass er auf eine menschlichere Welt hoffe. Wie zuletzt in seiner Abwesenheit und ab Januar offiziell als künstlerische Leiterin wird bis zur Neubesetzung Alicia Holthausen das Haus leiten. Das im Team erarbeitete Ausstellungsjahr 2025 soll wie geplant durchgezogen werden.
Vergleicht man den Gesamtauftritt der großen Düsseldorfer Museen mit einem Konzert, wäre die Kunsthalle als Nachbar der landeseigenen Kunstsammlung K20 und Konkurrent des Kunstpalastes ein Anstifter zu produktiver Dissonanz. Anders als die Kollegenschaft in den beiden großen Häusern hatte Jansen mehrfach über Sparmaßnahmen zu klagen, große Sprünge konnte er nicht machen, war angewiesen auf Kooperationen. Auch überregional nachklingende Ausstellungen wie mit Kriwet, Tomma Abts oder Thomas Ruff gab es zuletzt seltener.
„Es war mir eine Ehre“, sagt Gregor Jansen über die vergangenen 15 Jahre. Man wird seine kritische, kluge und sympathische Stimme im Düsseldorfer Kulturleben vermissen.