Düsseldorf-Hassels Massive Mieterhöhung: „Massenflucht kommt in Gang“

Die Mieten sollen auf elf bis zwölf Euro pro Quadratmeter steigen. Anwohner äußern auch Kritik an der Container-Lösung.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Rund 5000 Bewohner der Potsdamer- und Fürstenbergerstraße in Hassels Nord sind von anstehenden Mieterhöhungen betroffen. Doch zum Infostand vom Familienverband und dem Bündnis bezahlbarer Wohnraum kamen Samstag nicht mal 100 von ihnen. „Die maue Resonanz überrascht mich nicht“, sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. „Viele hier verlassen sich auf andere — aus Bequemlichkeit.“

Flugblätter habe sie in alle Briefkästen geworfen, um für den Infostand zu werben und um ihre Nachbarn aufzurütteln. „Doch von vielen werde ich dafür als Wichtigtuerin beschimpft. Die wollen nur ihre Ruhe.“ Zu einer Demo vergangene Woche sei außer ihr gerade mal ein weiterer Mieter gekommen. „Wir haben uns so blamiert.“ Statt dem Eigentümer Paroli zu bieten, hätten viele längst resigniert. „In meinem Haus stehen sieben von 16 Wohnungen leer. Hier kommt eine Massenflucht in Gang“, sagt die Rentnerin.

Statt fünf bis sieben sollen die Preise pro Quadratmeter auf zum Teil elf bis zwölf Euro steigen — im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen, mit denen die Hausverwaltung IWG vor einigen Tagen begonnen hat. Auch Angelika Barbyer ist bereits auf Wohnungssuche, obwohl ihre Wohnung erst in zwei Jahren modernisiert werden soll. „Weil ich die Erhöhung nicht bezahlen kann. Und die Container-Lösung für mich eine Zumutung wäre“, sagt die Rollstuhlfahrerin.

Zwei bis drei Wochen lang müssen Mieter während der Bauarbeiten in einen Container auf dem Hof ausweichen, wenn sie zur Toilette oder duschen wollen. „Dass sie dafür zum Teil über 100 Meter laufen müssen, ist entwürdigend“, kritisiert Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus, „vor allem für Ältere, die nachts mehrmals raus müssen. Da muss eine Alternativlösung her.“

Ein weiteres Ärgernis seien unnötige Modernisierungsmaßnahmen. Mieter Richard Rybak nennt ein Beispiel: „Fenster, die noch recht neu und in einwandfreiem Zustand sind, werden wieder rausgerissen.“ Uwe Warnecke vom Familienverband erkennt zumindest den „Beginn eines Lernprozesses“ bei der IWG. So soll stärker individuell geprüft werden, wo modernisiert werden muss und wo nicht.