Nach Flüchtlings-Aufruf: Morddrohungen gegen Düsseldorfs OB Geisel
Im Juli hatte Thomas Geisel mit den Oberbürgermeistern von Köln und Bonn einen Appell zur Seenotrettung von Flüchtlingen verfasst. In der Folge sind der Oberbürgermeister und seine Familie bedroht worden.
Düsseldorf. Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat nach dem Ende Juli veröffentlichten Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Aufnahme von Flüchtlingen mehrere Morddrohungen erhalten. Sein Büro habe die Mitteilungen an den Staatsschutz weitergeleitet, sagte Geisel am Dienstag unserer Redaktion. Zwei bis drei Nachrichten seien ihm in Erinnerung geblieben. Darin seien er und seine Familie bedroht worden.
Zuerst hatte die SPD-Parteizeitung „Vorwärts“ Geisel in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit den Worten zitiert, dass es als Reaktion auf das Schreiben „auch offen rassistische Töne bis hin zu unverhohlenen Morddrohungen“ gegeben habe.
Am 27. Juli hatte Geisel gemeinsam mit den Oberbürgermeistern von Köln, Henriette Reker (parteilos), und Bonn, Ashok Sridharan (CDU), ein Schreiben an die Bundeskanzlerin veröffentlicht. Darin haben sie dafür geworben, die Seenotrettung im Mittelmeer aus humanitären Gründen wieder zu ermöglichen. Zudem boten die Oberbürgermeister an, Flüchtlinge aufzunehmen. Über den Aufruf von Geisel, Reker und Sridharan wurde bundesweit berichtet.
Geisel sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er auf das gemeinsame Schreiben mit seinen Amtskollegen überwiegend positive Rückmeldungen erhalten habe. Rund 100 Mails seien in den vergangenen 14 Tagen eingegangen. Neben sachlicher Kritik seien auch fremdenfeindliche Mitteilungen darunter gewesen — teils mit Klarnamen. „Man geniert sich scheinbar nicht mehr dafür“, sagte Geisel. Im Internet finden sich zum Beispiel auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zahlreiche fremdenfeindliche Nachrichten, die auf das Schreiben Bezug nehmen.
Die geäußerten Morddrohungen beunruhigen Geisel nach eigener Aussage nicht. „Sie rauben mir nicht den Schlaf“, so der Oberbürgermeister. Es sei nicht das erste Mal, dass er Morddrohungen erhalten habe: „Das ist eine Erfahrung, die man immer mal wieder macht.“ Seiner Aussage nach bringe die Ausübung eines politischen Amts es scheinbar mit sich, dass man derart drastisch angefeindet werde. „Das ist bedauerlich, aber es ist halt so“, sagte Geisel.
Die Polizei Düsseldorf wollte die Vorfälle auf Anfrage unserer Redaktion am Dienstag nicht kommentieren.