TV-Event im Maritim-Hotel Promi-Darts-WM löst Begeisterung aus – und Buhrufe für einen Comedian
Düsseldorf · Die besten Darts-Spieler der Welt kamen am Wochenende nach Düsseldorf. Comedian Oliver Pocher wurde beim TV-Event ausgebuht.
Wenn in Düsseldorf Araber mit Kardinälen tanzen, Panzerknacker von Nonnen umarmt werden und Ahoi-Brause-Packungen gemeinsam mit 80er-Jahre-Ballonseide-Trainingsanzugträgern schwofen, klingt das nach Karneval. Obwohl es zeitlich stimmt – bis zum Aschermittwoch, 22. Februar, ist im Rheinland ja noch die „ fünfte Jahreszeit“ –, hatten die Verkleidungen im Saal des Maritim-Hotels am Flughafen so gar nichts mit Karneval zu tun. Die Publikums-Kostümierungen waren der 5. Promi-Darts-WM geschuldet, die der Fernsehsender Pro 7 am Samstag in Düsseldorf veranstaltete.
Die „Televisionäre“ hatten sich nicht lumpen lassen und mit Michael Smith (England) den amtierenden Weltmeister, mit Gerwyn Price (Wales) seinen Vorgänger, mit Peter Wright (Schottland) und Michael van Gerwen (Niederlande) zwei- beziehungsweise dreimalige Weltmeister in die Landeshauptstadt gelockt. Dazu gesellten sich auf der Profi-Darter-Ebene noch die wohl derzeit weltbeste Darterin Fallon Sherrock (England) und der beste Deutsche im Umgang mit den Wurfpfeilen, Gabriel Clemens.
Die Promis, die ja eigentlich nur sportliches Beiwerk waren, um den ein oder anderen Gala-Abonnenten in den Saal zu locken, kamen aus den Gebieten Comedy (Bülent Ceylan, Oliver Pocher), Musik (Henning Wehland), Sport (Kevin Großkreutz), Show (Amira Pocher) und Moderation (Matthias Killing). Den meisten Protagonisten auf der Bühne wurde begeistert zugejubelt, mit dem ehemaligen Rugbyspieler Price und Oliver Pocher gab es allerdings zwei „Buh-Männer“. Für Ceylan völlig unverständlich. „Ich habe Gerwyn Price kennengelernt. Er ist so ein liebevoller Familienvater und so ein geiler Typ, da kann ich die Pfiffe gegen ihn nicht verstehen“, sagte der als „Monnemer Headbanger“ angekündigte Comedian. „Aber ansonsten seid ihr in Düsseldorf total verrückt.“ Total verrückt, weil es neben der karnevalsverdächtigen Kleidungsauswahl auch ständig an die 100 Dezibel laut war.
Wobei: Viele Düsseldorfer waren nicht im Saal, die meisten Besucher kamen von außerhalb. Einige hatten sogar ein komplettes Darts-Wochenende im Maritim gebucht. Wie Jan aus Braunschweig. „Das Schöne ist, dass man die Profis im Hotel treffen kann“, erläutert der Niedersachse. „Ich hoffe, dass ich vielleicht beim Frühstück ein paar Fotos machen kann.“ Der junge Mann hatte sich gemeinsam mit seinen Eltern und fünf weiteren Darts-Fans auf den Weg gemacht. Jan hatten besonders der neue, vor sieben Tage gekürte Weltmeister Michael „Bully Boy“ Smith und Gabriel Clemens ins Maritim gezogen. Bei der richtigen WM hatte Smith Clemens im Halbfinale geschlagen. „Ich habe viele Spiele der letzten WM im Fernsehen gesehen“, so Jan. „Gabriel Clemens hat mich motiviert, wieder selber mehr zu spielen.“
Die Zugpferde der Veranstaltung waren eindeutig die Profi-Darter. Wegen der Promis hat kaum jemand die Eintrittskarte erworben. „Ich bin Darts-Fan, ich war bei der letzten Promi-Darts-WM in Bonn und auch bei einigen Ranglisten-Turnieren“, verrät Jürgen aus Bochum. „Durch das Abschneiden von Clemens bei der WM habe ich noch mal richtig Feuer gefangen. Ich bin aber auch wegen Michael Smith hier. Wie er das WM-Finale gegen Michael van Gerwen gespielt hat, war überragend.“
Der weltbester Darter schnitt nicht wirklich erfolgreich ab
Für den nachweislich besten Darter der Welt lief es in Düsseldorf aber nicht so gut. Gemeinsam mit Matthias Killing schied er nach der Zwischenrunde aus. Die entscheidende Partie um den Einzug in die Vorschlussrunde der Promi-Darts-WM gewannen Clemens und Wehland. „Ich hätte lieber das Halbfinale der WM gewonnen“, gestand Clemens, der aber die Jubelchöre auf ihn und Anfeuerungen sichtlich genoss.
Genossen haben die Zeit im Maritim auch Nina und Michelle aus Hamm in Westfalen. Sie freuten sich aber mehr über ihr gelungenes Weihnachtsgeschenk als über die Leistungen auf der Bühne. „Wir haben die Tickets unseren Männern geschenkt, die sind schon seit Jahren Fans“, so Nina, die seit zwei Jahren vom „Darts-Virus“ befallen ist. Michelle hingegen ist noch nicht so 100-prozentig angefixt. „Ich bin über meinen Mann zum Darts gekommen“, so die Hammerin. „Es ist ein schleichender Prozess. Mit der Promi-Darts-WM hat der seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.“ Price schaffte es, durch seine exzellente spielerische Leistung die Buhrufe in Jubel zu wandeln. Kein Wunder, dass er sich mit Ceylan ins Finale gegen van Gerwen/Großkreutz warf. Dort aber waren der dreimalige Weltmeister und der Ex-Fußball-Nationalspieler stärker. Damit gewann der Niederländer in seinem vierten Promi-Darts-WM-Finale zum dritten Male den Titel. Die letzte Auflage hatte Michael van Gerwen zusammen mit Handball-Weltmeister Pascal Hens gewonnen.
Die inoffizielle Publikumswertung, wer die beste Frisur hat, gewann Langhaar-Träger Ceylan gegen den „Irokesen“ von Wright. Die Zuschauer stimmten bei Ceylan deutlich öfter den Schlachtruf „Du hast die Haare schön“ an als beim Schotten.