Neubau Schüler, Eltern und Lehrer planen das neue Luisen-Gymnasium in Düsseldorf
Düsseldorf · Neubau der vierzügigen Schule ist zunächst von den Nutzern her gedacht worden. Jetzt übernehmen Architekten.
Keine Schule am Reißbrett bauen. „Sondern ein neues Gebäude für das zweitälteste Gymnasium der Stadt planen und bauen – das ist eine Herausforderung, vor der ein Architekt in seinem Berufsleben voraussichtlich nur einmal steht.“ Optimismus, Tatendrang und Freude schwingen mit, wenn Katja Knoebel vom Schulverwaltungsamt die anspruchsvolle Aufgabe formuliert, die vor ihr liegt. Die Architektin Knoebel ist eine der zahlreichen Mitarbeiter der Stadt, die in den nächsten vier Jahren für das Luisen-Gymnasium ein neues Heim errichten werden. Sie übernahm jetzt – in der Jugendstil-Aula des alteingesessenen Gymnasiums – die „Staffel“ von den Schulbau-Beratern Monika Daun und Jens Giessing: Sie entwickelten in den letzten elf Monaten in Workshops mit Eltern, Schülern und Lehrern ein Raum-Programm für den Neubau einer vierzügigen Schule mit etwa 1000 Schülern. „Zwar werden morgen noch nicht die Bagger loslegen“ sagt Knoebel schmunzelnd. „Aber ab Januar müssen wir Vollgas geben.“
In den Workshops, in denen sich die Schulgemeinde anfangs ein Gebäude erträumen sollte, ging es nicht nur um die Frage: Wo liegen Aula, Verwaltung, Mensa, Klassen- und Fachräume? Also „das Herz des Gebäudes“. Sondern auch um Grünflächen, Luisen-Garten, Sportplatz, Pausenhof und Ruhe-, Arbeits- und Aufenthaltsräume mit zeitgemäßer, digitaler Ausstattung. Bei der Staffelübergabe waren Eltern und Lehrer positiv überrascht von den Vorschlägen der Schulentwickler, zumal sie für die Stadt-Architekten verbindlich sind. Ein außergewöhnliches Vorgehen, darüber sind sich alle im Klaren.
Lob kommt besonders von Lehrerseite und Schulleitung. „Die Pläne sind gelungen. Was wir vorschlugen und die Schüler wünschten, haben die Schulentwickler gut umgesetzt“, freut sich Susanne Sawatzki. Sie ist eine der 15 jüngeren Lehrkräfte, die im laufenden Schulbetrieb, neben Unterrichtspensum, Klassenleiter-Verpflichtungen etc., regelmäßig in Workshops mitgearbeitet haben. Auch Schüler Tim B. ist zufrieden. „Cool!“, kommentiert er die zahlreichen, gemütlichen Nischen für Brettspiele etc. und Ebenen zum Ausruhen, ausgestattet mit bequemen Kissen-Landschaften. Zu Inspirations-Zwecken hat die Schulleitung auch eine Exkursion in zwei niederländische Gymnasien in Eindhoven und Veghel organisiert.
In den Arbeitssitzungen ging es auch immer wieder um ein neues pädagogisches Konzept. Offene Lernformen, Diskussionen und das Eingehen auf unterschiedliche Lern-Geschwindigkeiten verlangen andere Räume als althergebrachte Pädagogik mit 80 Prozent Frontalunterricht. Ganz zu schweigen von Erfordernissen einer Ganztagsschule, für die sich die Schulkonferenz im Sommer mehrheitlich entschieden hat. Vermutlich wird das auch so kommen.
Aber Schulleiterin Gabriele Patten ist vorsichtig: „Ob wir wirklich Ganztagsschule werden, entscheiden Bezirksregierung und Schulministerium. Nicht jetzt, sondern voraussichtlich ein oder zwei Jahre vor dem Umzug.“ Vorausgesetzt, alles läuft glatt, „bieten wir die Ganztagsschule für Schüler an, die dann (bei der Neu-Eröffnung) in der fünften Klasse bei uns beginnen,“ so Patten. Start des möglichen Ganztags-Gymnasiums an der Völklingerstraße könnte – laut Zielvorgabe von Politik und Verwaltung – das Schuljahr 2024/25 sein. Dann sollen der Umzug der Traditionsschule von der Bastionstraße an die Völklingerstraße – in Nachbarschaft zum NRW-Schulministerium – abgeschlossen und sichere Verkehrsverbindungen hergestellt sein. Termine von Eröffnungen von Groß-Neubauten sind aber, erfahrungsgemäß, mit Vorsicht zu genießen, zumindest alles andere als sicher.
Egal. Offen, einladend und modern, aber nicht modisch ausgestattet sehen jedenfalls die Schema-Bilder aus: Ob Forum, Mensa und Verwaltung gleich am Eingang – und zum verkehrsintensiven Südring gelegen. Die Klassen- und Fachräume (noch für 32 Schüler geplant), die auf der lärmfreien Seite liegen sollen. Die Arbeit von Schulentwicklern und das leidenschaftliche Engagement einiger Lehrer für eine Schule der Zukunft waren sicherlich effektiv. Von der „einmaligen Chance, in großen Teilen den künftigen Arbeitsplatz mitzubestimmen und kreativ zu gestalten“ sprechen viele der Pädagogen. Denn – anders als bei der zu planenden Schule in Grafental (Nähe Metro) – verfügt das Luisen-Gymnasium über eine 180-jährige Geschichte, über eine aktive Schulgemeinde, die sich dem Motto der „Vielfalt“ verpflichtet fühlt. Zudem hat die „Luise“ ein bilinguales (deutsch-französisches) Profil und engagiert sich seit Jahrzehnten als Unesco-Schule in zahlreichen Sozial- und Bildungsprojekten.
Jetzt liegt der Staffelstab bei den Architekten, die voraussichtlich noch vor Ostern die ersten Planskizzen vorlegen werden.