ARD-Aufnahmen in Erkrath ZDF-Filmteam dreht an der Gerberstraße
Erkrath · Die Demenz ist ein großes Thema der Gesellschaft – Ein Filmteam hat in Erkrath Betroffene für die ARD befragt.
Wer am Freitagnachmittag die Gerberstraße entlang ging, wunderte sich wahrscheinlich über eine Gruppe schauspielernder Frauen mit „Quotenmann“ sowie ein dreiköpfiges Filmteam. Auf dem Rasen zwischen Caritas-Begegnungsstätte und Bouleplatz entstanden Aufnahmen für einen Werbeclip, der hier im Auftrag der „Deutsche Fernsehlotterie“ gedreht wurde.
Gabriela Wolpers von der Caritas Fachstelle Demenz hatte sich bei der 1956 als „Soziallotterie“ mit dem Projekt „Lebensfreude und Vergesslichkeit“ um eine finanzielle Unterstützung bei der der Lotterie angeschlossenen Stiftung „Deutsches Hilfswerk“ beworben. Sie erhielt den Zuschlag über die Gesamtsumme von 150 000 Euro, die verteilt auf drei Jahre für die „Demenzarbeit“ der Caritas im Kreis Mettmann ausgezahlt wird. Als „Gegenleistung“ dokumentierte ein dreiköpfiges Team bestehend aus Regisseur Sebastian, der sich selbst als Basti vorstellte, Tonmann Ole und Kameramann Julian zwei der Angebote für Menschen mit und ohne demenzieller Veränderung, die in der Begegnungsstelle Geberstraße wöchentlich angeboten werden. „Die Film-Crew kam um 8.30 Uhr in der Begegnungsstelle an. Wir haben dann kurz vorbesprochen, wie sie sich den ersten Dreh in unserer Sportgruppe NADIA vorstellen. Und dann ging es auch schon los“, erzählt Gabriela Wolperts, die im Vorhinein bei den Teilnehmenden gefragt hatte, ob sie sich filmen lassen würden für den Spot, der voraussichtlich Sonntag, den 18. September, vor der Ziehung der Gewinnzahlen in der ARD ausgestrahlt werden wird.
Den Begriff beginnende Vergesslichkeit benutze sie lieber als den Angst und Ablehnung hervorrufenden Begriff der Demenz, so Wolpers. Im Vordergrund stehe nun mal die Vergesslichkeit. Wolpers hat seit vielen Jahren nicht nur mit Betroffenen, sondern auch deren Partnern oder Kindern Kontakt und ist nah an deren Ängsten, Problemen und Sorgen.
Gabriela Wolpers fordert,
den Betroffenen mehr zuzuhören
„Es muss ein Perspektivenwechsel einsetzen“, stimmt Martin Wildner Gabriela Wolpers zu, die er als „die Fachfrau für Demenz bei der Caritas im Kreis Mettmann“ bezeichnet. Wildner selbst ist in der gemeinnützigen Organisation der Katholischen Kirche als Abteilungsleiter Senioren tätig und vertritt wie seine Gabriela Wolpers diese Auffassung: „Wir sollten vielmehr darauf hören, was die Betroffenen selbst brauchen und sich wünschen. Bisher haben wir Sozialpädagogen und Sozialarbeiter konzipiert, was wir meinten, was Betroffene und Angehörige brauchen. Wir sollten uns angewöhnen, nachzufragen und uns umzuorientieren“, so Wildner.
Daher hat er sich, wie Gabriela Wolpers auch, sehr darüber gefreut, dass Marlies, bei der eine beginnende demenzielle Veränderung festgestellt wurde, und die regelmäßige Teilnehmerin von NADIA ist, Regisseur Basti beim Dreh erzählte, sie wolle gern eine Selbsthilfe-Gruppe gründen. Denn sie wünsche sich den Austausch mit anderen Frauen und Männern, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind wie sie.
„Es war so beeindruckend zu sehen, wie einfühlsam Basti die Fragen gestellt hat.“ Allen Teilnehmern sei so das übliche Lampenfieber vor Filmaufnahmen genommen worden. Vorher hatte Marlies gemeint, sie werde nur eine Stunde bleiben können, weil die Konzentration dann nachlasse, sie ist drei Stunden geblieben und hat es genossen,“ berichtet Wolpers vom Dreh am Vormittag.
Nach der Mittagspause hatten sich neun Mitglieder der Theatergruppe „Impromix“, die vor rund 20 Jahren unter der Leitung von Monika Thöne gegründet wurde. Sie gaben einen Eindruck davon, wie schnell sie einen „Perspektivwechsel“ hinbekommen. Drei Mitglieder sind seit den ersten Tagen noch dabei. Leider war Thöne, Leiterin der Begegnungsstraße, urlaubsmäßig verhindert, wie auch ein weiteres Mitglied der ersten Stunde, bei der die „Vergesslichkeit“ gerade beginnt.