Georgette Dee kommt ins Savoy und ins Schauspielhaus Die Diva für viele Düsseldorfer Bühnen

Düsseldorf · In die Landeshauptstadt kommt Georgette Dee immer gerne. Die Künstlerin hat sich am Rhein einen guten Ruf erarbeitet.

Georgette Dee bei einem Auftritt im Jahr 2022 in Berlin.

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Georgette Dee ist in der Stadt. Länger und intensiver als je zuvor. Regisseur André Kaczmarczyk holte die Kunst- und Kultfigur, hinter der sich ein Künstler verbirgt, dessen bürgerlicher Name nicht bekannt ist, ans Schauspielhaus nach Düsseldorf. In feuerroter und schneeweißer Robe singt sie für „Die Märchen von Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading“ mehrere Chansons, wechselt souverän die Rollen und berührt die Herzen des Publikums. Sie sei ganz beglückt von dieser fantasievollen Inszenierung, schwärmt sie.

Die Düsseldorfer Bühne ist ihr bei weitem nicht fremd. Vor vielen Jahren trat die Diseuse dort schon mit ihrem eigenen Programm auf und war bei ihrer Wiederkehr erstaunt, wie liebevoll sie willkommen geheißen wurde. „Ich habe wohl doch einen großen Namen in der Theaterwelt“, freut sie sich. „Man selber nimmt das gar nicht so wahr, das wird einem erst bei diesen wundervollen Reaktionen bewusst.“

Ein Wiedersehen der vertrauten Art gibt es mit Georgette Dee am 28. März im Savoy Theater, wo sie seit Jahrzehnten Stammgast ist. Mit dem Haus fühlt sie sich eng verbunden, insbesondere mit dessen Leiter Stefan Jürging. „Er ist ein Guter und ein Treuer“, sagt sie. Am Flügel begleitet sie nach längerer Pause wieder Terry Truck. Wie früher. Eine Weile hatte man sich getrennt, „weil es einfach nicht mehr ging“. Doch dann fanden die beiden Künstler erneut zusammen.

Georgette Dee besingt an diesem Abend „das Leben hinter dem Leben“, das Fallen, das Aufstehen, das Durchhalten, die gewaltigen Gefühle selbst in kleinen Momenten. „Ich schöpfe dabei weitgehend aus meinem Repertoire, mein Verlangen nach neuen Geschichten ist nicht mehr so ausgeprägt“, gibt sie zu. Aber da ist ja auch ein reicher Schatz vorhanden. Die Besucher im Savoy werden ihre Georgette wie stets dafür umarmen. Sie erinnert sich an ihr erstes Konzert nach der trübseligen, belastenden Corona-Zäsur, als die Unterhaltungskunst am Boden lag. „Ruckzuck ausverkauft war das, die Leute hatte ein solches Bedürfnis nach Theater.“

Dee klappert die
Düsseldorfer Kunstszene ab

Durch die Probenzeit in Düsseldorf und ihre Auftritte im Schauspielhaus entdeckte Georgette Dee die Stadt auf neue Weise. „Vorher kannte ich kaum mehr als den Weg vom Bahnhof ins Savoy und zurück“, erzählt sie. „Jetzt gehe ich viel spazieren und genieße es. Alle naselang bleibe ich stehen und schaue mich um. Der Ehrenhof, die Tonhalle, die Rheinterrasse – was für ein tolles Ensemble.“ Sie klappert die ganze Kunstszene ab und mag auch die modernen Gebäude: „Oft habe ich das Gefühl, als sei ich gar nicht in Deutschland, sondern irgendwo im Urlaub.“

Geboren wurde Georgette Dee 1958 in der Lüneburger Heide. In Hamburg lernte sie Krankenpflege. Doch eigentlich wollte sie nichts dringender als auf die Bühne, seitdem sie im Radio Edith Piaf mit „Milord“ gehört hatte. Und zwar in Abendrobe, als Frau. Was sie in ihrer langlebigen Karriere auch schaffte. London, Paris, Stockholm, Wien, überall trat die Diva auf in ihrem schwarzen Kleid, ein Glas lässig in der Hand haltend.

Heute wohnt sie in Pichelsdorf, am ländlichen Rand von Berlin. Ihre Liebe zur Großstadt sei nie groß und eher eine Hassliebe gewesen, räumt sie ein. Als Kulisse ist sie dennoch bedeutsam, regelmäßig lässt sich Georgette Dee in der „Bar jeder Vernunft“ und im „Tipi am Kanzleramt“ sehen. In München ist sie Dozentin für Chanson an der Otto-Falckenberg-Schule. „Wir bereiten Geschichten zu einem bestimmten Thema vor“, berichtet sie. „Ich bringe meine Studenten, so dicht es geht, an sich und ihre Möglichkeiten heran.“

Wenn sie zurückschaut auf ihr Leben, was hat da am meisten Bestand? Ein Blick aus blauen Augen, ein Zögern. „Eigentlich gar nichts“, sagt sie dann. „Für mich wird die Zeit im Alter so durchlässig, sie löst sich auf. Alles verschwimmt.“ Neulich, beim Stöbern in alten Bildern und Blättern, habe sie herzzerreißende Liebesbriefe gefunden. „An manche Personen konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, das war seltsam. Aber ich erinnere mich sehr gut an Atmosphären, ans volle Leben.“

(RG/ saja)