Jahrestag in Hilden Kampf gegen die CO-Pipeline geht weiter

Erkrath/Hilden · Seit eineinhalb Jahrzehnten wehren sich die Menschen gegen die Inbetriebnahme der CO-Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld. Die Pipeline läuft auch einmal quer durch Erkrather Stadtgebiet.

Rainer Kalbe und Werner Roth (von links) erneuerten die Kreuze an der Mahnstätte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Sie wollen weiterkämpfen, auch wenn der Weg über die Gerichte nicht von Erfolg gekrönt war – die Gegner der CO-Pipeline (früher Bayer, heute Covestro) haben sich anlässlich des Jahrestages des Planfeststellungsbeschlusses am Mahnmal an der Richrather Straße/Ecke Salzmannweg in Hilden getroffen und ein weiteres weißes Kreuz mit der Jahreszahl 2024 aufgestellt.

Vor 17 Jahren, am 14. Februar 2007, wurde der Planfeststellungsbeschluss für die umstrittene CO-Pipeline zwischen den Bayer-Standorten Dormagen und Krefeld-Uerdingen gefasst. Ende August 2020 hatten die Richter des Oberverwaltungsgerichts Münster die CO-Pipeline für verfassungsgemäß erklärt. Sie sahen keine Planungsfehler. Auch private Klagen gegen die CO-Pipeline führten nicht zum Erfolg. Auf dem insgesamt 67 Kilometer langen Weg zwischen Dormagen und Uerdingen führt die noch nicht in Betrieb genommen Pipeline, die das geruchslose hochgiftige Kohlenmonoxid-Gas transportieren soll, auch durch die Kreisstädte Erkrath, Hilden, Monheim, Langenfeld und Ratingen.

Bei der Mahnwache mit dabei: Rainer Kalbe und Werner Roth. Beide sind CO-Pipeline-Gegner der ersten Stunde. Werner Roth hat gemeinsam mit seiner Tochter Claudia die Zivilklage gegen den Betreiber der Pipeline geführt. „Die Pipeline führt an zwei Seiten unmittelbar an unserem Grundstück vorbei“, berichteten Vater und Tochter Roth. Beide können sich wie auch Horst Ferber, ebenfalls unmittelbarer Anlieger der Pipeline, erinnern, wie damals die Bagger anrückten. „Auf unsere Nachfrage beim Baggerführer, was denn in den von ihm ausgehobenen Gräben verlegt werden sollte, lautete seine Antwort, das dürfe er uns nicht sagen“, sagt Claudia Roth.

Dieter Donner ist Sprecher der „Stopp Bayer-CO-Pipeline“-Initiativen aus den Kreisstädten sowie Solingen und Düsseldorf: „Wir haben von einer am Verfahren beteiligten Quelle, die ich hier aus Verschwiegenheitsschutzgründen nicht nennen möchte, erfahren, dass sich die Covesto mit dem Planstand des Gefährdungsgutachtens, dem AGA, an die Feuerwehren gewandt hat. In diesem sind die geforderten Matten, die nachträglich auf der gesamten Länge zum Schutz gegen eine Beschädigung eingebracht werden sollen, nicht vorgesehen“, so Donner.

Die sogenannten Geo-Grid-Matten seien in dem durch den BUND-Landesverband 2018 beim Amtsgericht Düsseldorf angestrebten Verfahren gegen den Planänderungsbeschluss zum Planänderungsverfahren gefordert worden. Die Entscheidung stehe noch aus, wie „das angekündigte Arbeitstreffen mit Landrat Thomas Hendele und den Bürgermeistern der Städte auch“, so Donner. Er ging auch auf die von Bayer Material Science 2010 erstellte Worst-Case-Prognose ein: „Bei einem Vollbruch im Bereich Hilden würden 140 Personen tödlich und 790 schwerwiegend verletzt werden. Im näheren Umfeld gibt es allerdings nur zwei bis drei Plätze in Druckkammern, die solche CO-Vergiftungen behandeln könnten.“ Daher achte die Bürgerinitiative, wie es Rainer Kolbe im Übertragenen formulierte, „dass kein Gras über die CO-Pipeline wächst“.

Covestro betont hohe Sicherheitsstandards

Werkstoffhersteller Covestro verweist auf hohe Sicherheitsstandards: „Rohrfernleitungen sind das sicherste und ökologischste Transportmittel für die meisten flüssigen und gasförmigen Stoffe“, sagte ein Konzernsprecher vor einiger Zeit. Kohlenmonoxid werde weltweit bereits sicher über Pipelines transportiert. „Zudem verwendete Covestro beim Bau der Versorgungsleitung Materialien und Konzepte, die über bestehende Sicherheitsstandards hinausgehen“, so der Sprecher weiter.

Die Wände der Stahlrohre seien besonders dick und zusätzlich mit Kunststoff ummantelt, um sie vor Erschütterungen und Erdbeben zu schützen. Außerdem habe man die Rohre mit 1,40 Metern tiefer in die Erde gelegt, als es die gesetzliche Vorgabe von einem Meter vorschreibe.

Die Gegner beruhigt das nicht. Konkret geplant seien in den kommenden Wochen jedoch keine weiteren Aktionen. „Wir werden die Bürgermeister der Städte, durch die die CO-Pipeline führt, sowie Landrat Hendele an den angekündigten Termin erinnern, bei dem die Nachrüstung mit den Geo-Grid-Matten das Thema ist. Diese fehlen in dem von Covestro an die Feuerwehren gesandten Gefahrengutachten, AGA ja völlig“, erklärt Dieter Donner.