Karneval Hunderttausende feiern Rosenmontag - so lief's in NRW
Köln/Düsseldorf/Krefeld. Hunderttausende dick vermummte Narren haben in den rheinischen Karnevalshochburgen die Rosenmontagszüge bejubelt. In Köln wurde der Zug von zwei Unglücken überschattet: Dort ging eine Pferdekutsche durch, fünf Menschen wurden verletzt. Der Zug wurde vorübergehend unterbrochen.
Rettungskräfte versorgten die Verletzten, Tierärzte kümmerten sich um die Pferde. Die Polizei prüfte, ob ein Flaschenwurf die Tiere in Panik versetzt haben könnte.
Bereits im vergangenen Jahr war in Köln ein Pferd kollabiert. Der Deutsche Tierschutzbund fordert seit längerem ein Tierverbot bei Karnevalszügen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach sich am Montag jedoch gegen ein Verbot von Pferden aus. „Ein Zug ohne Pferde ist Mist“, sagte er.
Am frühen Abend ereignete sich dann ein weiterer Unfall in Köln. Ein Mann stürzte von einem Karnevalswagen. Der Karnevalist zog sich dabei lebensgefährliche Verletzungen zu.
Auf den großen Persiflagewagen wurde wie jedes Jahr die Politik aufs Korn genommen. Eine beliebte Zielscheibe des Spotts war Donald Trump - in Köln fuhr eine Pappmaché-Ausgabe des US-Präsidenten als Dampfwalze mit, in Düsseldorf lastete die Russland-Affäre in Gestalt eines dicken Bären auf ihm.
Die traurigste Figur gab der Noch-SPD-Vorsitzende Martin Schulz ab: Er wurde in Düsseldorf durch den Fleischwolf gedreht. Seine anvisierte Nachfolgerin Andrea Nahles gab derweil die Parole aus: „Genossen, das ENDE ist NAHles!“ FDP-Chef Christian Lindner nahm als Hasenfuß Reißaus vor der Regierungsverantwortung.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) thronte in Düsseldorf als Schwarze Witwe über den Schädeln lang verblichener Polit-Größen. Andere schwankende Pappkameraden waren die britische Premierministerin Theresa May und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (>>>hier gibt's die politischen Motto-Wagen von Jacques Tilly zu sehen).
Nicht von Pappe waren dagegen die Toten Hosen, die leibhaftig in Düsseldorf mitfuhren. In Köln waren unter anderem Moderator Harry Wijnvoord („Der Preis ist heiß“) und - am Straßenrand - Florian Silbereisen mit dabei.
Allein in Köln hatte der Zug 300 Tonnen Süßigkeiten geladen, darunter 700.000 Schokoladentafeln, 220.000 Schachteln Pralinen und 300.000 „Strüßjer“, kleine Blumensträuße. Das diesjährige Motto des Kölner Karnevals lautete: „Mer Kölsche danze us der Reih“ („Wir Kölner tanzen aus der Reihe“). Die Düsseldorfer feierten nach der Devise „Jeck erst recht“.
Das Wetter hielt sich besser als erwartet: Immer wieder kam die Sonne durch, Regenschauer blieben aus. Allerdings mussten sich die Jecken dick anziehen.
In Hagen wurde wegen eines Wohnungsbrandes der Rosenmontagszug abgebrochen. Nach Angaben der Polizei stoppte der Zug im letzten Viertel der Strecke nach rund zwei Stunden. Feuerwehr und Rettungsdienst versperrten den Weg. „Die Zugleitung hat sich dann entschieden, den Umzug aufzulösen“, sagte ein Polizeisprecher. Den Angaben zufolge wurden vier Kinder aus der Wohnung mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht.
Am Rande des Rosenmontagszugs in Hamm ist ein Mitarbeiter der Stadt von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Der 34-Jährige hatte nach Polizeiangaben zunächst in einem Müllwagen gesessen, der als Straßensperre für den Umzug eingesetzt worden war. Ein 58 Jahre alter Autofahrer schob verbotenerweise eine Absperrung neben dem Müllwagen weg und fuhr laut Polizei mit seinem Wagen durch die Lücke. Der Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatte in der Zwischenzeit den Müllwagen verlassen und wurde auf der Straße von dem abbiegenden Auto erfasst. Die Polizei stellte den Führerschein des Fahrers sicher. Der Schwerverletze kam in ein Krankenhaus.
Abgesehen von den Unglücken in Köln und den Vorkommnissen in Hamm und Hagen zog die Polizei am Nachmittag zunächst eine positive Bilanz des karnevalistischen Treibens. Man sei „sehr zufrieden“, sagte ein Kölner Polizeisprecher. Die Düsseldorfer Polizei meldete „keine besonderen Vorkommnisse“. In Krefeld kam es nach dem Rosenmontagszug zu einer Schlägerei in der Innenstadt. Diese konnten die Sicherheitskräfte jedoch schnell wieder unter Kontrolle bringen. dpa/red