Herr Meier, Sie übernehmen ab der kommenden Woche beim TSV Meerbusch die Leitung der neuen Fußball-Jugendakademie. Warum haben Sie sich dazu entschieden, diesen Posten anzutreten?
NRW „Ich möchte Spaß am Fußball vermitteln“
Der langjährige Profitrainer kümmert sich ab September um den Fußball-Nachwuchs des TSV Meerbusch.
Norbert Meier: Ich war mehr als 40 Jahre im Fußballgeschäft tätig, etwa die Hälfte davon als Spieler und die andere Hälfte als Trainer. Mir ist bewusst, dass ich damit in einer äußert privilegierten Situation war. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, deshalb möchte ich nun auf ehrenamtlicher Basis etwas an die Gruppe zurückgeben, die während der Corona-Pandemie am meisten gelitten hat: die Kinder. Sie sind in den letzten anderthalb Jahren viel zu kurz gekommen, konnten sich kaum bewegen oder Sport treiben. Daher ist es jetzt an der Zeit, sich wieder verstärkt um sie und ihre Bedürfnisse zu
kümmern.
Wie genau sieht ihre neue Aufgabe beim TSV konkret aus?
Meier: Ich werde zweimal pro Woche vor Ort sein, um den D- und E-Junioren gemeinsam mit weiteren Übungsleitern des Klubs ein zusätzliches Training zu bieten. Bei diesen Einheiten möchten wir die Spielfreude der Kinder fördern und ihnen einfach den Spaß am Fußball vermitteln. Aus diesem Grund haben wir uns auch dazu entschieden, nicht nur die leistungsstärksten Spieler anzusprechen, sondern alle TSV-Spieler der entsprechenden Altersklasse. Die Eltern zahlen einen kleinen Beitrag dafür, aber das ist einer Fußballschule beispielsweise ja nicht anders.
Wie wird dieses Zusatztraining inhaltlich aussehen?
Meier: Nach der Europameisterschaft kam ja wieder die Diskussion auf, dass wir in Deutschland zu wenige Instinktfußballer haben. Dass nur wenige sind in der Lage, trickreich zu dribbeln und jemanden im Eins-gegen-Eins auszuspielen. Bei unserem Akademietraining werden wir deshalb primär Grundlagen wie die Ballannahme, das Passen oder den Torschuss üben. Dabei wollen wir die Kinder ganz bewusst nicht irgendwelchen taktischen Zwängen aussetzen, sondern ihren Individualismus und ihre Kreativität fördern. Denn genau das kommt in den Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs oftmals zu kurz.
Wie Sie selbst eingangs schon erwähnt haben, waren Sie mehr als vier Jahrzehnte im Profifußball tätig. Glauben Sie, dass der Respekt der Kinder vor Ihnen deshalb besonders groß ist?
Meier: Die meisten sind so klein, dass sie mich selbst nie aktiv auf dem Platz oder an der Seitenlinie stehen haben sehen. Trotzdem spricht sich natürlich rum, dass ich das eine oder andere im Fußball erlebt und geleistet habe. Daher bin ich davon überzeugt, dass sie die Dinge, die ich ihnen vermitteln möchte, vielleicht etwas mehr annehmen. Allerdings möchte ich auch nicht, dass sie zu viel Respekt vor mir haben oder gar in Ehrfurcht vor mir erstarren. Deswegen sollen mich auch alle Kinder duzen. Es soll möglichst locker und ungezwungen zugehen.
Sie wohnen aktuell in Viersen. Wieso haben Sie die Leitung einer Nachwuchsakademie nicht bei einem Verein in unmittelbarer Nähe, sondern in Meerbusch übernommen?
Meier: Ich kenne die Verantwortlichen beim TSV, vor allem Manager Christoph Peters und seine Familie, schon seit vielen Jahren. Insbesondere in meinen fünfeinhalb Jahren als Trainer bei Fortuna Düsseldorf ist eine freundschaftliche Verbindung zu ihnen entstanden. Darüber hinaus hat der TSV sehr professionelle Strukturen und möchte nachhaltig etwas im Nachwuchsbereich aufbauen. Das Konzept hat mich vollauf überzeugt.
Im März 2019 hat sich der KFC Uerdingen von Ihnen getrennt, das war ihr bislang letzte Trainerstation im Profifußball. Ist Ihre Karriere auf diesem Level endgültig beendet?
Meier: Man soll nie nie sagen, aber grundsätzlich habe ich den Entschluss gefasst, mich jetzt anderen Dingen wie eben der Funktion beim TSV Meerbusch zu widmen.