Prozess nach Fußball-Randale in Neersbroich Angeklagter erscheint nicht — Fußball-Prozess abgebrochen
Viersen/Mönchengladbach · Eigentlich hätte der Prozess nach der Fußball-Randale in Neersbroich vor dem Amtsgericht Mönchengladbach fortgesetzt werden sollen. Doch einer der Angeklagten ist nicht erschienen.
(mape) Ungewöhnlicher Ärger am Jugendschöffengericht in Mönchengladbach: Weil einer der drei Angeklagten nicht zum Prozess erschienen ist, musste das Verfahren um die Randale auf einem Sportplatz in Korschenbroich-Neersbroich am Dienstag zunächst abgebrochen werden. Jetzt will das Gericht nächste Woche weiterverhandeln.
Der Kicker des Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins Viersen hatte den Richter, drei Anwälte, die Jugendgerichtshilfe, die Staatsanwältin und ein halbes Dutzend Zeugen dabei über Stunden hingehalten. Über einen der beiden Mitangeklagten ließ er um kurz nach 9 Uhr zunächst ausrichten, er müsse arbeiten, könne deshalb nicht zum Prozess kommen. Nach einem Telefonat mit seinem Verteidiger Markus Kluck teilte dieser dann mit, er mache sich jetzt auf den Weg. „Ich habe ihm klargemacht, dass er kommen muss. Er arbeitet in Jüchen, will in 40 Minuten hier sein“, so Kluck.
Als es um 10 Uhr weitergehen sollte, war allerdings von dem Jugendfußballer immer noch nichts zu sehen. „Er hat mich gerade informiert, dass er gleich losfährt“, so Kluck, „um spätestens 10.40 Uhr will er hier sein.“ Auch um 10.40 Uhr war der Platz des Angeklagten aber nach wir vor verwaist. „Er ist unterwegs, um kurz nach 11 ist er seinen Angaben zufolge spätestens hier“, so Kluck, „ob das stimmt, weiß ich nicht. Ich bin nur der Bote und gebe weiter, was er mir erzählt.“
Der Richter ließ sich ein weiteres Mal hinhalten – als um 11.10 Uhr aber immer noch nichts vom Angeklagten zu sehen war, stoppte er das seltsame Geschehen. „Wir brechen für heute ab und lassen den Angeklagten zum nächsten Termin von der Polizei vorführen“, so der Richter – damit waren alle Beteiligten umsonst erschienen und mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Auch eine saftige
Geldstrafe ist möglich
Neben der Fahrt zum Gericht im Streifenwagen erwartet den Angeklagten für sein Fernbleiben möglicherweise noch eine saftige Geldstrafe. Grundsätzlich hat die Justiz nämlich die Möglichkeit, ihm die Kosten für den Prozesstag in Rechnung zu stellen. Die Summe könnte angesichts der Vielzahl der Beteiligten im vierstelligen Bereich liegen.
Das Verfahren um die Randale bei einem A-Junioren-Spiel zwischen den Sportfreunden Neersbroich und dem Türkisch-Deutschen Freundschaftsverein Viersen erlebt damit ein weiteres unrühmliches Kapitel. Schon im Sommer letzten Jahres war das Verfahren abgebrochen worden, weil einer der Angeklagten nicht erschienen war. Jetzt zieht sich der Prozess erneut in die Länge.
Denn eigentlich sollte gestern einer der wichtigsten Zeugen in dem Verfahren gehört werden. „Es handelt sich dabei um den Spieler der Neersbroicher, der die Randale provoziert haben soll“, so Verteidiger Markus Kluck. Angeblich soll der junge Korschenbroicher in Richtung der Viersener Spieler gesagt haben, bei ihnen habe die Integration offenbar nicht funktioniert.
Ob der Satz so oder anders gefallen ist, soll nun am nächsten Dienstag geklärt werden. Dann wird der Prozess fortgesetzt.
Rückblick: Bei den Ausschreitungen waren im Frühjahr 2019 zahlreiche Personen verletzt worden, darunter Zuschauer, Spieler und auch der Schiedsrichter. Den Angeklagten drohen nun im Verfahren Jugendstrafen.