Krefeld A 57-Ausbau: Kein Lärmschutz für Traar
Straßen.NRW informiert über den Zeitrahmen des Autobahnausbaus und die favorisierte Gestaltung. Künftig werden täglich bis zu 100 000 Autos an Krefeld vorbeifahren.
Im nächsten Jahr soll der sechsspurige Ausbau der A 57 zwischen dem Kreuz Meerbusch und Oppum beginnen. Anfang dieses Jahres hat das Bau- und Finanzministerium grünes Licht für die vorgelegte technische Variante des ersten Teilabschnitts gegeben. „Derzeit wird das Baurechtsverfahren vorbereitet“, sagt Athanasios Mpasios von der Projektgruppe Ausbau A 57 von Straßen-NRW. Da von der Seite der Autobahn aus die neuen Fahrspuren gebaut werden, sollen die Anwohner durch bestehenden Lärmschutz oder schon durch die neu vorgesehenen Lärmschutzwände vor dem Baulärm geschützt werden.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Kaufmann hat Mpasios in der Bezirksvertretung Ost den Zeitplan für den gesamten Ausbau sowie den geplanten Lärmschutz vorgestellt. Bis zum Jahr 2020 soll der erste Abschnitt auf Krefelder Gebiet fertig sein. Für den zweiten, von Oppum bis Gartenstadt — als zentraler Bereich im Stadtgebiet — sind fünf Jahre Bauzeit eingeplant. Die neuen gläsernen Lärmschutzwände sind mit Ausnahme an der Geismühle (4,5 Meter) durchweg zwischen 5,5 und 7,5 Meter hoch und nach innen gewölbt. Die Auswahlkommission, in der Vertreter von Stadt, Politik und Straßen.NRW vertreten sind, favorisiert den Entwurf des Planungsbüros Orange Edge aus Hamburg.
Das Büro schlägt standardisierte Alu-Kassetten vor, weil diese laut Bauingenieur Henrik Sander am meisten Lärm schlucken. Zur Fahrbahnseite hin sind sie im Entwurf mit horizontalen Linien verziert, zur Stadtseite hin mit vertikalen. In Höhe von Krefelder Sehenswürdigkeiten wie Geismühle und Burg Linn soll es transparente Wände als Fenster geben. Entlang der Schönwasserbrücke wird die Pflanzung weiterer Säuleneichen vorgeschlagen. Diese weiterführende Allee ist als Verbindung zwischen Autobahn, Lärmschutzwand und dem angrenzenden Stadtraum gedacht. Auch die neu zu bauenden 13 von insgesamt 15 Unterführungen im Stadtgebiet sollen mit reflektierenden Bändern und LED-Leuchten für Fußgänger und Radfahrer hell und sicher ausgestattet werden. Ob der Siegerentwurf vom Bund abgenickt wird, entscheidet sich am 7. November.
Allein 75 Millionen Euro der insgesamt 225 Millionen Euro Baukosten fließen laut Michael Kaufmann von Straßen.NRW in den Lärmschutz. Neben den Lärmschutzwänden zählt dazu auch der offenporige Asphalt (OpA), der sogenannte Flüster-asphalt. Dessen Wirkung lasse allerdings nach zehn Jahren nach. Jahrelang hatte die Stadt mit Straßen.NRW um die bestmögliche Ausbau-Variante und den größtmöglichen Lärmschutz gerungen und nur unter diesem Vorbehalt dem Ausbau 2011 zähneknirschend zugestimmt. „Sie kriegen den besten Lärmschutz“, versichert Mpasios. Bei der Planung habe man die Forderung der Stadt Ernst genommen, zum Beispiel den Wunsch nach gebogenen Wänden. „Das war ein einjähriger Arbeitsprozess, um den Bund von dieser Variante zu überzeugen“, erklärt Mpasios.
Während bei den ersten beiden Bauabschnitten der komplette Lärmschutz laut Straßen.NRW garantiert ist, sieht das bei dem dritten Bauabschnitt anders aus. Vorausgesetzt, es gibt Geld dafür, soll zuletzt auf Krefelder Gebiet die Strecke zwischen Gartenstadt und Kapellen ab 2025 ausgebaut werden. Bis zur Höhe Bergackerweg ist eine sieben Meter hohe Lärmschutzwand vorgesehen. „Im folgenden Streckenabschnitt Traar/Elfrather See wird bis kurz vor der Anschlussstelle Moers/Kapellen keine Lärmschutzwand errichtet“, erklärt Kaufmann. Vor Kapellen sei zum Schutz der dortigen Höfe wieder eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand eingeplant.
„Das bedeutet, dass für größere Teile von Traar kein aktiver Lärmschutz vorgesehen ist und Traar insbesondere bei Ostwind vermutlich durch das höhere Verkehrsaufkommen spürbar mehr belastet werden könnte“, sagt Bezirksvertreter Walter Kienen (CDU). Als Begründung hierfür nennt Straßen.NRW die Lärmschutzrichtlinien. Traar liege weit von der A 57 entfernt, und der Erdwall vom Golfplatz schütze die Bewohner zusätzlich vor Lärm.
Damit will sich die Politik nicht zufrieden geben. Auch wenn kein rechtlicher Anspruch besteht, sprechen sich alle Fraktionen für die Weiterführung der Lärmschutzwände zumindest in Höhe von Traar auf einer Länge von etwa einem Kilometer aus. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens soll die Verwaltung zu gegebener Zeit eine entsprechende Stellungnahme abgeben.
Das wird umso wichtiger, da nach dem sechsspurigen Ausbau bis zum Jahr 2030 statt derzeit 83 000 Autos 100 000 Fahrzeuge täglich Krefeld passieren werden.