Abschaffung der Praxisgebühr: Sparen beim Arztbesuch
Ab nächstem Jahr soll nicht mehr gezahlt werden. Die Patienten sind zufrieden.
Krefeld. Während sich Patienten und Ärzte in Krefeld über die geplante Abschaffung der Praxisgebühr freuen, klagt der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) über die fehlenden Einnahmen.
Demnach entgehen den Krankenkassen ab dem 1. Januar 2013 pro Jahr zwei Milliarden Euro, wenn das Vorhaben der Berliner Regierungskoalition aus CDU und FDP umgesetzt wird.
„Die Beschlüsse der Bundesregierung lassen die Reserven der gesetzlichen Krankenversicherung schmelzen wie Schnee in der Sonne“, sagt GKV-Vorsitzende Doris Pfeiffer.
Aussagen wie diese kritisiert der Krefelder HNO-Arzt Joachim Wichmann deutlich: „Die Krankenkassen erwirtschaften enorme Überschüsse. Die Abschaffung der Praxisgebühr war längst überfällig.“
Der Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte meint, dass die Krankenkassen einen Keil zwischen Patienten und Ärzte getrieben hätten. „Viele denken, dass die Ärzte sich das Geld in die Tasche stecken, obwohl wir nur die Eintreiber für die Kassen sind“, sagt Wichmann.
Ein großes Problem bestehe darin, dass ärmere Patienten sich oft nicht mehr zum Arzt trauten, weil sie die zehn Euro nicht bezahlen könnten. Zusätzlich bedeute das „Bürokratie-Monster“ Praxisgebühr für die Ärzte und ihre Mitarbeiter einen enormen Verwaltungs- und Zeitaufwand. Wichmann: „Das Schlimmste ist, dass man für die zehn Euro keinen Deut bessere Medizin bekommt.“
Patientin Helene Pinekenstein weiß, dass die Ärzte nicht von der Gebühr profitiert haben: „Für die war das mehr Aufwand, und sie hatten nichts davon.“ Deshalb begrüßt sie, dass sie bald nicht mehr zahlen muss. „Wie kann man das auch nicht gut finden?“, fragt sie. Wie die Krankenkassen das Geld ersetzen könnten, müssten sie selber sehen.
Ralf Vollmer, ebenfalls Patient, bezweifelt, dass sich die Kassen mit den Verlusten abfinden. „Wer weiß, wo sie es einem jetzt rausziehen“, befürchtet er. Dass die Gebühr abgeschafft wird, findet er „okay“. „Aber ich habe mich auch vorher nicht darüber aufgeregt, dass ich zahlen musste.“
Reiner Förschges freut sich in der Praxis von Wichmann über das Geld, das er ab nächstem Jahr sparen kann. Allerdings meint er nach wie vor, dass man die Praxisgebühr nicht hätte einführen sollen. „Jeder kann doch rechnen. Die Politiker sollen einfach mal vorher nachdenken. Aber dieses Hickhack ist ja normal in Deutschland.“