Caritas Krefeld „Viel von den Ratsuchenden gelernt“

Krefeld · Angelika Kleinschmidt, Flüchtlingsberaterin der Caritas, geht nach 25 Jahren in den Ruhestand.

Angelika Kleinschmidt vom Caritas-Fachdienst für Integration und Migration geht in den Ruhestand.

Foto: wz/jochmann

„Die Begegnung mit Menschen, die alles verloren haben, macht demütig“, sagt Angelika Kleinschmidt im Rückblick auf ihre langjährige Tätigkeit in der Flüchtlingsberatung der Caritas. Nach 25 Jahren beim Fachdienst für Integration und Migration ist sie jetzt in den Ruhestand gegangen.

Im Rahmen der Flüchtlingsarbeit für Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien begann Angelika Kleinschmidt vor rund 25 Jahren ihre Arbeit bei der Caritas. 300 000 Menschen flohen damals vor dem Krieg aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland. Zu der Zeit befand sich der Caritasverband noch am Westwall.

Beratung entwickelte sich
immer mehr zur Projektarbeit

Im Laufe der Jahre erlebte Angelika Kleinschmidt wie sich die Beratung von geflüchteten Menschen immer mehr zur Projektarbeit entwickelte. „Die klassische Einzelfallhilfe wurde immer weniger und die Arbeit weniger nachhaltig“, bedauert sie die Entwicklung. Der Fachdienst für Integration und Migration der Caritas mit seiner Individualberatung wurde zu einem stark gefragten Ansprechpartner – auch über die Region hinaus. Die vielen Gespräche mit Menschen, die in ihrer Heimat alles zurücklassen mussten, haben Angelika Kleinschmidt auch ein Stück geprägt: „Man lernt die eigene, gute Situation hier in Deutschland viel besser zu schätzen. Ich habe viel von den ratsuchenden Menschen gelernt.“

2007 übernahm Angelika Kleinschmidt zusätzlich zur Flüchtlingsberatung die Leitung der Kleidertruhe. Inzwischen war der Caritasverband ins Hansa-Haus umgezogen und aus der Kleiderkammer im Keller am Westwall entwickelte sich eine Secondhand-Boutique mit Mode für alle. Viele Aussiedler und Zuwanderer engagierten sich in der Kleidertruhe ehrenamtlich und tun dies bis heute.

Mit dem Flüchtlingszustrom 2015 kamen auch viele neue Zuwanderer nach Krefeld. Der Fachdienst hatte sehr viel tun, am Eingang mussten sogar Wartenummern gezogen werden. „Inzwischen hat sich die Lage wieder etwas entspannt“, berichtet Angelika Kleinschmidt. Aber die eigentliche Integrationsarbeit beginne natürlich erst jetzt.

Die Flüchtlingsberatung der Caritas und die Ausländerbehörde der Stadt seien über viele Jahre eher Gegner als Partner gewesen. „Über 20 Jahre herrschte eine fatale, negative Grundstimmung gegenüber Migranten. Das hat sich in den vergangenen Jahren mit Oberbürgermeister Frank Meyer und dem neuen Leiter des Fachbereichs Migration und Integration, Andreas Pamp, sehr geändert“, schildert Angelika Kleinschmidt. Stets positiv habe sie die Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Flüchtlingsrat empfunden, für den sie sich weiterhin engagieren wird.

„Angelika Kleinschmidt hat sich immer mit Herzblut, Hartnäckigkeit und einer hohen Kompetenz für andere Menschen eingesetzt“, würdigte Caritas-Vorstand Hans-Georg Liegener die langjährige Mitarbeiterin in seinen Abschiedsworten. Sie habe unzählige, unsägliche Kämpfe mit Behörden geführt – ohne innerlich ausgebrannt zu sein. Eva Renard, Sachbereichsleiterin der Caritas für den Bereich Integration und Migration, lobte die hohe Fachlichkeit, Eigenständigkeit und den stets wertschätzenden Umgang von Angelika Kleinschmidt. Sie habe viel zum positiven Profil der Flüchtlingsarbeit der Caritas beigetragen. Der Preis für bürgerschaftliche Civilcourage, den sie 2016 erhielt, sei ein äußeres Zeichen für ihren Einsatz. 

Für die Freiräume für ihre Arbeit, die fruchtbare Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Caritas in Krefeld und darüber hinaus, bedankte sich Angelika Kleinschmidt ausdrücklich. Sie selbst habe in schwierigen Zeiten viel Unterstützung erfahren. „Die allgemeine flüchtlingspolitische Großwetterlage ist zum Schämen, aber in Krefeld hat sich die Situation zum Besseren gewandelt“, zog sie ein positives Fazit. Aber in Zeiten, in denen der Rechtsradikalismus – leider auch in Krefeld – zunehme, gelte es, beständig und nachhaltig weiter zu arbeiten. „Bleiben wir solidarisch und trotz aller Erschwernisse zuversichtlich“, appellierte Angelika Kleinschmidt.

Die Nachfolge von Angelika Kleinschmidt ist noch offen, weil die Landesmittel für diese Stelle bisher nicht zugesagt sind. Die Caritas wird die Stelle aber in den nächsten Wochen besetzen. Red