Bierstadt Krefeld Bald gibt’s hauseigenes Alt im Nordbahnhof
Anne und Johannes Furth wollen in die Fußstapfen ihrer Eltern treten, dabei aber ihren eigenen Touch mitbringen.
Krefeld. Die nächste Generation Nordbahnhof-Gastronomen steht parat. Sie will jedoch nicht nur in die Fußstapfen der Eltern treten, sondern dem Haus ihren eigenen Stempel aufdrücken. „Wir werden ein neues Bier brauen und probieren seit etwa fünf Monaten mit verschiedenen Rezepten in unserer Versuchsbrauerei direkt am Nordbahnhof“, erzählen Anne und Johannes Furth. „Es wird ein Obergäriges, ein Alt. Einen Namen hat es noch nicht.“
Die Brauerei — auch sie hat noch keinen offiziellen Namen — befindet sich am früheren Eisenbahn-Museum, hinter dem Blauen Waggon, am Oranierring. „Die Idee haben wir seit dem vergangenen Sommer, denn wir haben Spaß daran, eigene Produkte zu entwickeln, besonders eigene Lebensmittel. Bier ist da naheliegend“, sagt Furth (30) und lacht. Schwester Anne hat eigens ein halbjähriges Praktikum in einer kleinen Münchner Brauerei absolviert. Beide haben die richtige Ausbildung fürs Gewerbe: Johannes Furth hat Betriebswirtschaftslehre studiert und in Florenz den Master in Culinary Arts absolviert.
Schwester Anne studierte Lebensmitteltechnologie und Management. Sie plaudert ein wenig aus dem Experimentier-Nähkästchen: „Wir nehmen derzeit fünf verschiedene Malzsorten, schroten sie und versetzen sie mit Krefelder Brauwasser. Das kommt aus der Leitung, denn Krefelder Wasser ist gut“, erklärt die 28-Jährige. „Das Gemisch wird bei verschiedenen Temperaturen erhitzt, damit die Enzyme wirken und Stärke in Zucker umwandeln. Letzterer ist die Nahrung für die Hefe, damit sie den Zucker in Alkohol umsetzt.“
Wer Bier brauen will, muss früh aufstehen: „Um fünf Uhr morgens geht es los mit Malz, Wasser, Hopfen, Hefe und Wasser. Die Gärung dauert zwei bis drei Tage. Dann muss das Gemisch 25 Tage reifen. Nach etwa einem Monat haben wir ein leckeres Bierchen“, erklärt der Bruder. Der Vorgang sei sehr handwerklich, findet er. Außerdem: Alt schmeckt jung am besten. Eigentlich arbeite die Hefe für sie, erklären die Geschwister. „Sie macht das Bier beinahe alleine.“ Ganz so einfach, wie es klingt, ist es nicht.
Damit alles klappt und auch ein kontinuierlich guter Geschmack entsteht, haben sich die beiden ein Beraterteam mit einem bekannten Braumeister aus einer Hausbrauerei in Düsseldorf für die Abläufe und Analysen an die Seite geholt. Wie das Obergärige schmeckt, wissen bisher nur die Nordbahnhof-Mitarbeiter, die gerne zur Verkostung antreten. „Wenn alles gut läuft, kommt unser erstes Alt im Herbst über die Nordbahnhof-Theke. Ein gutes Bier braucht Zeit. Wir hetzen uns nicht.“