Betrug mit Potenzmitteln: Angeklagter ist vielleicht unschuldig

31-jähriger Krefelder streitet ab, in 53 Fällen Kunden um ein Potenzmittel betrogen zu haben. Richterin ermittelt neu.

Krefeld. Die Richterin am Amtsgericht staunte am Donnerstag nicht wenig, als der 31-jährige Angeklagte aus Krefeld mit einem „Ich war das nicht“ seine Aussage eröffnete. Der Beschuldigte soll über den Versand per SMS-Nachricht in 53 Fällen die Potenzmittel Viagra und Cialis in 80er-Packungen zum Kaufpreis von jeweils 99 Euro angeboten haben — deutlich unter Marktwert. Das Geld landete auf einem Konto mit dem Namen des Angeklagten bei der Schwäbischen Bank. Die Geschädigten erhielten jedoch keine Ware.

Er besitze nur ein Konto bei der Sparkasse, beteuerte der Krefelder. Außerdem habe er weder Computer noch Drucker, um Briefe zu erstellen, erläuterte sein Anwalt. Um das Geschäft online abzuwickeln, seien PC- und Pharmakenntnisse erforderlich, über die sein Mandat als Sonderschüler nicht verfüge.

Die Richterin vernahm daraufhin zwei der Geschädigten. Sie berichteten von Telefongesprächen mit einem redegewandten Mann, der mit einem der Zeugen aus einem Auto während der Fahrt gesprochen habe. Der Angeklagte ist aber weder sprachlich geschult noch besitzt er Auto und Führerschein.

Auch haben die Zeugen seine Stimme nicht wiedererkannt. Auf die Frage der Richterin, wie der unbekannte Täter an den Personalausweis des Angeklagten zur Kontoeröffnung gekommen sein könnte, erinnerte sich der Krefelder an einen Bekannten aus einem Fitnesscenter. Diesem habe er seinen Ausweis zur Kopie in seinem Beisein gegeben. Der Bekannte hatte ihm für Kontoeröffnungen Geld geboten. Zu dem Geschäft sei es jedoch nicht gekommen.

Die Richterin versucht nun, den Unbekannten zu ermitteln und eine Schriftprobe des Angeklagten mit der Briefunterschrift von einem Gutachter vergleichen zu lassen. Der Beschuldigte kommt wohl allenfalls als Helfer und nicht als Täter infrage.