Krefeld „Bezahlbare Wohnungen fehlen“

Statt neue Baugebiete auszuweisen, sprechen sich Daniel John und Michael Heß für Verdichtung aus.

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Krefeld. Um den Bedarf an Wohnraum in Krefeld bis zum Jahr 2020 zu decken, müssen laut Verwaltung in den nächsten vier Jahren rund 6500 Wohneinheiten gebaut werden. Im neuen Flächennutzungsplan wird bis zum Jahr 2030 der Neubaubedarf sogar auf 9000 Wohneinheiten vorausgesagt. Deshalb sollen in einem ersten Schritt die nicht mehr benötigte Erweiterungsfläche des Fischelner Friedhofs und eine rund 18 Hektar große Fläche im Südwesten Fischelns als Neubaugebiete ausgewiesen werden. „Das ist eine Fehlsteuerung“, meint Grünen-Ratsherr Daniel John, der Unterstützung von Michael Heß von Bau & Grund erhält.

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Während die Krefelder Verwaltung und der Landesbetrieb Information und Technik NRW von einem Einwohnerboom bis 2020 insbesondere durch Zuzug aus der Region Düsseldorf, aber auch aus der EU und Kriegs- und Krisengebieten im Nahen Osten ausgehen, sieht John das anhand der neuen Zahlen aus dem Einwohnerregister nüchterner.

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Zwar ist die Zahl der Einwohner in den vergangenen sechs Monaten wieder leicht gestiegen, von insgesamt 232 256 auf 233 034 mit Erstwohnsitz, dafür ist aber die Zahl der Zweiwohnsitze im Gegenzug wegen der eingeführten Zweitwohnsitzsteuer stark gesunken, von 1267 auf 492. „Entsprechend mehr Wohnraum steht derzeit in Krefeld zur Verfügung“, lautet daraus sein Fazit.

Wenn über 6000 neue Wohneinheiten in Krefeld bis 2020 gesprochen wird, wünscht sich der Grünen-Politiker gleichzeitig eine Diskussion über die Größenordnung. „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für alle Haushaltsgrößen und Einkommen“, sagt John, „und nicht nur Einfamilienhäuser.“

Zum Ende des Jahres 2014 gab es in Krefeld insgesamt 115 318 Wohnungen in 45 250 Gebäuden. Zwei Drittel der Gebäude sind Einfamilien- (27 796 / 61,4 Prozent) und Zweifamilienhäuser (4952/ 10,9 Prozent). „Genug“, findet John, und spricht sich somit zumindest gegen das geplante Neubaugebiet Fischeln-Südwest aus. Dort sollen auf 17,7 Hektar insgesamt knapp 500 Wohneinheiten in Form von Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern entstehen. In dem Neubaugebiet am Friedhof sind für rund 600 Bewohner neben Einfamilien- und Doppelhaushälften immerhin laut Bebauungsplan auch mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser möglich.

„Stattdessen sollte die Stadt Krefeld auf Bestandsaktivität und Nachverdichtung in der bestehenden Bebauung setzen“, sagt John. Ein Beispiel dafür ist der derzeitige Umbau der alten Samtweberei an der Lewerentzstraße, wo 37 neue Wohnungen entstehen. Ein Projekt der Montagsstiftung, das auch Baudezernent Martin Linne gut gefällt. Der hatte in einer der vergangenen Sitzungen des Planungsausschusses jedoch betont, wie mühsam die Akquise möglicher Investoren vor allem in der Innenstadt sei. „Wenn ein Investor gleich mehrere Gebäude neu bauen kann, kommt er eher nach Krefeld“, lautet seine Erkenntnis.

„Dann müssen die Förderprogramme eben offensiver beworben werden“, sagt John. Beispielsweise entfalle bei Krediten der NRW-Bank in Stadtumbau-West-Gebiete die sonst übliche Einkommensgrenze. Doch das wüssten private Investoren kaum. Auch Michael Heß von Haus & Grund wirbt für die Schließung von Baulücken und den Ausbau von Wohnungen im bestehenden Häuserbestand. Er geht von 3500 bis 6000 leerstehenden Wohnungen in Krefeld aus, die modernisiert und angeboten werden könnten. Das könnte den Wohnungsbedarf decken, den Heß ebenso wie John mit rund 3000 Wohneinheiten im Gegensatz zur Verwaltung nur auf die Hälfte so groß schätzt. „Neubaugebiete in Fischeln gehen völlig am Bedarf vorbei, dagegen findet Geschosswohnungsbau in Krefeld kaum statt“, lautet sein Fazit.