Boule Boulespieler verlieren Palmenhalle
Das ehemalige Glashaus der Stadtgärtnerei ist verkauft. Sportler suchen nun einen neuen Übungsraum, vor allem für die Wintermonate.
Krefeld. Nur noch zehn Tage rollen die Eisenkugeln in der Boulehalle am Baackesweg. Kein Spieler legt mehr präzise die Kugel ans Schweinchen, keiner schießt sie mehr weg. Fast 20 Jahre ging das so, mit vielen Turnieren an Wochenenden und Trainingsspielen an allen Wochentagen. Jetzt ist in Kürze Schluss damit. Seit 1998 war das an den Baackeshof angebaute ehemalige Palmenhaus von Oktober bis März der Winterspielplatz der Krefelder Boulespieler und darüber hinaus einer größeren Anzahl von Spielern aus den Nachbarstädten. Am vergangenen Samstag wurde das Finale der Winterliga ausgespielt, von den neun teilnehmenden Mannschaften waren vier aus den drei Krefelder Vereinen, dazu kamen Duisburger und Tönisvorster.
An zwei Dienstagen wird noch um die Plätze auf der Rangliste gekämpft, die 71 Teilnehmer verzeichnet. Die Halle, das denkmalgeschützte Palmenhaus, in dem früher die exotischen Pflanzen der Stadtgärtnerei überwinterten, ist verkauft. Ein Architekt wird in das Innere für sich ein Wohnhaus bauen.
Im Sommer störte der Lärm des Publikumsbetriebs die Anwohner
„Die Halle war nur noch halbjährlich zu betreiben, das war nicht mehr rentierlich“, sagt Hubertus Hirsch, einer aus der sechsköpfigen Besitzergruppe, die das Palmenhaus an die Boulespieler vermietet hatte. Einige Zeit war die Halle auch im Sommer begehrt, Hochzeiten und Geburtstage wurden hier gefeiert, das Theater probte darin und Lesungen fanden ein Publikum. Aber gerade der Publikumsbetrieb störte die Nachbarn, ordnungsamtliche Maßnahmen und Einholen von Genehmigungen verhinderten eine bezahlbare Nutzung. Es drohte die Schließung.
„Wir brauchen eine neue Halle“, sagt Thomas Stock, einer der Mitgründer von „Kretanque 88“, dem ersten vereinsmäßigen Zusammenschluss Krefelder Boulespieler. Mittlerweile existieren in Krefeld drei Vereine — „Bouleclub Krefeld“ und „SuS“ sind die anderen — und eine wachsende Zahl Freizeitspieler. Eine große Gruppe gibt es in Hüls, vor der Fabrik Heeder trifft man sich und auch im Verein „Sport für betagte Bürger“ sind Boulespieler aktiv. Einige Sportvereine haben Boule ins Programm genommen und Bahnen angelegt. Aber draußen spielen kann man eben nur im Sommer.
Krefelder Vereine sind in mehreren NRW-Ligen erfolgreich
„Wer im Sommer auf sportlichem Niveau spielen will, sollte auch im Winter trainieren“, sagt Winterliga-Koordinator Werner Driessen. Die Krefelder Vereine sind mit mehreren Mannschaften in verschiedenen NRW-Ligen erfolgreich. International zwar eher nicht, aber im Palmenhaus spielten schon französische und belgische Weltmeister, deutsche Spitzenspieler sowieso.
Zehn Bahnen sind im Palmenhaus gleichzeitig bespielbar gewesen, für maximal 60 Aktive. Elf Meter maßen sie in der Länge, bei zwei Meter Breite. Ähnliche Bedingungen werden wieder gesucht. Etwa 250 Quadratmeter sollte eine Halle schon haben, sanitäre Anlagen sind auch nötig.
Immer mehr Menschen interessieren sich für den Sport, der sportlichen Anspruch mit Geselligkeit verbindet. „Ich kann bei dem Spiel abschalten, weil ich mich konzentrieren muss, ich kann ernsthaft sportlich spielen und dennoch Spaß dabei haben“, sagt Karl Kronenberg, Mitgründer der Krefelder Bouleszene. Mit ihm hoffen die Krefelder Boulespieler auf eine neue Halle für den Winter. „Schließlich wollen wir nicht einrosten“, sagt Josef Leuchten, Vorsitzender von „Kretanque 88“.