Krefeld Freiwilliges ökologisches Jahr: Axt und Spaten sind ihr tägliches Werkzeug

Stadt Krefeld sucht für das Umweltzentrum am Hülser Berg vier Bewerber für ein Freiwilliges ökologisches Jahr. Frist endet Mitte Mai.

Foto: Jochmann

Krefeld. Gärtnermeister Christoph Uehlenbruck ist ganz entspannt, wenn es um die Jugendlichen geht, die bei ihm ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren. „Mein Ziel ist es nicht, dass sie alle den grünen Daumen haben. Ich freue mich über jeden, der sich in dem Jahr gefunden hat.“

Kevin Neidhöfer, Shirin Buchholz, Niklas Roggelin und Christos Porpatonelis scheint das vier Monate vor dem Ende ihres Freiwilligen Ökologischen Jahrs im Umweltzentrum gelungen zu sein. Ende Juli verlassen sie den Talring um viele Erfahrungen reicher.

„Ich war mir nicht sicher, was ich nach dem Abi machen sollte“, erzählt Kevin Neidhöfer. „Dass das FÖJ einen praktischen Teil hat und wir viel draußen sind, hat mich angesprochen.“ Trotzdem orientiert er sich beruflich anders: Im August beginnt er eine Ausbildung zum Chemikanten. „Bio und Chemie mochte ich schon immer.“

Shirin Buchholz wusste dagegen ganz genau, was sie nach dem Abi am Berufskolleg Vera Beckers werden wollte: Tierpflegerin. „Aber das hat nicht direkt geklappt.“ Jetzt kümmert sie sich seit sieben Monaten im Umweltzentrum um die Bienen, setzt mit ihren Kollegen Schutzzäune und trägt in der Saison frühmorgens aufgesammelte Amphibien über die Straße — vor allem Molche. Ob sie ihren Traumberuf ab diesem Jahr erlernen kann, weiß die 19-Jährige noch nicht: „Die Bewerbungen laufen noch.“ Gärtnermeister Uehlenbruck lobt Shirin: Sie sei ruhig und ausgeglichen. „Das muss man sein, wenn man mit Bienen umgeht. Ist man hektisch, wird man häufiger gestochen. Stimmung überträgt sich auf die Bienen.“

Niklas Roggelin schwankt zwischen Bauingenieur oder Landschaftsgärtner, vielleicht wird er aber auch studieren. Er schätzt das FÖJ, weil es Umweltpädagogik und Handwerkliches miteinander verbinde.

Axt und Spaten statt Computer: „Es erfordert viel Arbeit, das Gelände des Umweltzentrums gepflegt und verkehrssicher zu halten“, beschreibt Theo Malschützky vom städtischen Fachbereich Grünflächen die Aufgaben. „In Naturschutzgebieten können viele Arbeiten nur per Hand erledigt werden.“ Ab und an gebe es auch Ausflüge zu Gut Schirnau, um die Heide zu pflegen.

Neben einem eigenen Projekt, das jeder FÖJ-ler in dem Jahr realisiert, gehört es zu den Aufgaben aller, den Besuch von jährlich etwa 500 Schulklassen aus den Städten Krefeld, Tönisvorst, Kempen oder Schaephuysen vorzubereiten. Kraft und Technik sind hilfreich, um mit der Axt das Brennholz für den Steinbackofen zu hacken, in dem die Kinder später Brot oder Pizza backen. Das Mehl wird selbst gemahlen, gewürzt wird mit Kräutern, die die Kinder auf dem Gelände des Umweltzentrums zupfen.

Ein gutes Händchen brauchen die FÖJ-ler für die Schulkinder, deren Betreuung nicht immer einfach ist. „Das kann sehr anstrengend werden“, sagt Niklas Roggelin. Erstklässler waren es auch, die ihm den schlimmsten Tag bereitet haben, den er in dem ganzen Freiwilligen Ökologischen Jahr hatte. „Die waren unkontrollierbar.“