Chemiepark verbrennt bald Müll
Im Kraftwerk sollen bis zu 16 000 Tonnen energiereiche Abfälle pro Jahr anstelle von Steinkohle verfeuert werden. Genehmigungsverfahren läuft.
Krefeld. Abfall statt Steinkohle: Der Chemiepark-Betreiber Currenta will in seinem Kraftwerk in Uerdingen künftig auch Müll verbrennen. 16 000 Tonnen sogenannter Fluff sollen pro Jahr verfeuert werden — Fluff ist der Fachjargon für „flugfähige Fraktionen“. Dabei handelt es sich um Reste, die nach der Wertstofftrennung übrig bleiben. In diesem Fall um sogenannten hausmüllähnlichen Abfall aus Gewerbebetrieben.
Die Bezirksregierung bestätigt der WZ, dass zurzeit ein Antrag des Unternehmens auf Änderung der Kraftwerksnutzung geprüft wird. Dort wird Strom, Dampf und Luftdruck für die Betriebe im Chemiepark bisher mit Steinkohle und Gas in jeweils zwei Kesseln erzeugt. Die Verfeuerung von Ersatzbrennstoffen sei dabei nur für einen der beiden Steinkohlekessel beantragt, so Marielle Erb von der Bezirksregierung. „Die genaue Menge des mitverbrannten Abfalls im Verhältnis zur Steinkohle ist heizwertabhängig“, erläutert sie. Sie sei auf 25 Prozent der Feuerungswärmeleistung begrenzt. Zwar sei prinzipiell keine Mengenangabe möglich, doch sei von Currenta eine maximale Menge von 16 000 Tonnen pro Jahr beantragt worden. Eine Entscheidung der Behörde werde voraussichtlich im Mai oder Juni fallen.
Schon jetzt dürfen in dem Kraftwerk Abfälle aus der Produktion verbrannt werden, so die Bezirksregierung. Dabei handelt es sich insbesondere um Rückstände aus den Werken in Dormagen und Brunsbüttel, aber natürlich auch aus dem Uerdinger Chemiepark selbst. Die Gesamtmenge von 25 Prozent dieser Ersatzbrennstoffe — inklusive Fluff — im Verhältnis zur Steinkohle darf bei der Verbrennung nicht überschritten werden.
Currenta-Sprecher Mark Mätschke erklärte gegenüber der WZ, dass das Verbrennen von Abfall statt teurer Steinkohle wirtschaftlich Sinn mache. Die Anlage sei dafür ausgelegt und erfülle auch alle Anforderungen etwa hinsichtlich der Abluftreinigung. Zudem sei Fluff sehr energiereich und habe damit einen hohen Heizwert. Es sei geplant, den Müll zu verbrennen, bis die Anlage außer Betrieb genommen werde. Das war bisher für 2015 angekündigt, notfalls auch zwei bis drei Jahre länger, bis das geplante neue Steinkohlekraftwerk mit dem Partner Trianel gebaut sei.
Nicht weit entfernt an der Parkstraße kann in der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage mit einer Jahreskapazität von 340 000 Tonnen zwar deutlich mehr Müll verfeuert werden. Doch ob die Pläne im Chemiepark möglicherweise als Konkurrenz gesehen werden könnten, dazu äußerte sich die Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) am Montag nicht: Eine Anfrage der WZ blieb unbeantwortet.
Planungsdezernent Thomas Visser erklärte gegenüber der WZ, man habe den Antrag von Currenta zur Kenntnis genommen: „Das ist legitim.“ Eine Bewertung wollte der Beigeordnete nicht vornehmen.