Hüls Das Hülser Bad soll kein Baggersee werden

Krefeld · Die Bezirksvertretung Hüls fordert in ihrer Sitzung die Verwaltung auf, sich für ein neues Freibad einzusetzen.

Das Naturfreibad Hüls mit seiner Elefantenrüssel-Rutsche.

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Die erste Hälfte der über dreistündigen Sitzung der Bezirksvertretung (BZV) Hüls ging für den Tagesordnungspunkt „Hülser Schwimmbad“ drauf. Rund 50 interessierte Hülser hatten sich zu dem Thema in der Ökumenischen Begegnungsstätte an der Leuther Straße eingefunden.

Sie wurden zu Teilnehmern einer angeregte Debatte und dem einstimmigen Beschluss: „Die BZV Hüls fordert die Verwaltung auf, sich für den Umbau oder Neubau des Hülser Freibads am jetzigen Standort einzusetzen und damit den Bedarf für den Krefelder Norden abzudecken.“

Zwei Anträge sind
sehr erklärungsbedürftig

Zugrunde lagen dem Beschluss zwei ähnliche Anträge von SPD und CDU. Die Beratungen wurden eingeleitet durch einen Vortrag von Diplom-Ingenieur Kurt Pelzer von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Diese Gesellschaft hat 1400 Mitglieder, zumeist Betreiber kommunaler Bäder und ihren Sitz in Essen.

Die Bäderlandschaft unterteilt sich laut dem Referenten in vier Bereiche: Hallenbad, Freibad, Naturbad und Badestelle. Schnell wird klar, dass sich das Hülser Bad nicht so einfach einordnen lässt. Hallenbad und Freibad haben nach der Sprachregelung der Gesellschaft eine Wasseraufbereitung, ein Naturbad und eine Badestelle eben nicht.

Letztere sind also naturbelassen – und das ist das Hülser Bad nicht. Denn es ist größtenteils mit einer gemauerten Umrandung und einem gemauerten Boden versehen, hat aber Kontakt zum Grundwasser. Dies ist in Deutschland einmalig. Dadurch gibt es unterschiedliche Prüfkriterien und somit unterschiedliche Aufsichtsorgane. Die Wasserbehörde bewertet den Wasserzustand, die Baubehörde untersucht die baulichen Anlagen. Die gesetzlichen Vorschriften sind nicht kompatibel. Das macht die Sache problematisch und kaum lösbar.

Seitens der Verwaltung waren Sportdezernent Markus Schön und Oliver Klostermann, der neue Fachbereichsleiter Sport und Sportförderung, zur Sitzung erschienen und beklagten die Rechtsunsicherheit. Schön: „Würde die zivilrechtliche Haftung möglicherweise durch den Kommunalen Schadensausgleich gewährleistet, bliebe die strafrechtliche Verantwortung für Unfälle bei den handelnden Personen.“

Kann das Bad schon 2020
wieder in Betrieb  gehen?

Die Stadtvertreter versprachen der Politik, sich für eine schnelle Lösung einzusetzen. Die könnte nach dem Vortrag von Ingenieur Pelzer darin bestehen, in die vorhandene Mulde ein Beton- oder Edelstahlbecken einzubringen. Das bedingt ein schnelles Handeln, wozu die BZV in der Diskussion verschiedene Vorschläge machte. Der Gedanke, einen reinen „Baggersee“ herzustellen, wurde schnell verworfen, dafür ist das Gelände nach Angaben von Pelzer zu klein.

Da das bisherige Verhalten des Fachbereichs untersucht werden soll, überwies die BZV die Anträge an den Rechnungsprüfungsausschuss, waren doch in den Vorjahren zum Beispiel 90 000 Euro für ein neues Kiesbett aufgewendet worden. Am Schluss der Beratung ist eine Sache klar: In diesem Jahr wird das Hülser Bad keinesfalls zur Verfügung stehen. Ob das Lehrschwimmbecken der Luise-Leven-Schule, eine Einrichtung des Landschaftsverbandes, vorübergehend an den Sommer-Wochenenden  benutzt werden kann, wird zur Zeit geprüft.

Weitere Themen: Kita, Landwirtschaft, Einzelhandel

Die BZV befasste sich mit sechs weiteren Themen, darunter die Planung und Erweiterung der Kindertagesstätte Leuther Straße. Sie nahm einstimmig zur Kenntnis, dass der zuständige Ratsausschuss die Kosten auf 1 809 400 Euro festgesetzt hat. Bei der geplanten Errichtung eines landwirtschaftlichen Betriebes im Landschaftsschutzgebiet Hülser Bruch am Boomdyk gab es Bedenken der Grünen-Fraktion.

Bei der Beratung zum Bebauungsplan Nummer 825, der die Einzelhandelsnutzung am Standort Mühlenweg/Kempener Straße regeln soll, erfuhren die Bezirksverordneten, dass es um eine Erweiterung des Netto-Marktes geht. Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit wurde zur Kenntnis genommen. Der  Ausschuss für Stadtplanung und Stadtsanierung wird im Mai darüber beraten. Klaus Andes wurde einstimmig für weitere fünf Jahre zum Schiedsmann wiedergewählt.