Das Seidenweberhaus polarisiert
In der Bürgerwerkstatt gab es eine leichte Mehrheit für den Abriss. Anfang Dezember will der Rat eine Grundsatzentscheidung treffen.
Krefeld. Nichts polarisiert die Krefelder derzeit stärker, als die Diskussion über die Zukunft des Seidenweberhauses (SWH) und des Theaterplatzes. Mit Spannung wird die Vorlage der Verwaltung für den nächsten Planungsausschuss am 23. November erwartet. Die mit Argumenten und Zahlen hinterlegte Gegenüberstellung der verschiedenen Möglichkeiten, von Abriss und Neubau des SWH bis hin zu einer neuen Veranstaltungshalle an anderer Stelle in der Stadt, soll der Politik die Entscheidung ermöglichen. Vor allem auf Facebook glauben viele Krefelder jedoch, die sei schon längst gefallen. An Bürgerwillen und Rat vorbei.
Auch wenn es bei den verschiedenen Fraktionen und der Bauverwaltung inzwischen favorisierte Varianten gibt, ist die offizielle Entscheidung bislang nicht gefallen. Zunächst wollen vor allem SPD und CDU für die verschiedenen Vorschläge belastbare Zahlen zu der Art und Anzahl möglicher künftiger Veranstaltungen, dem zeitlichen Ablauf, den technischen Voraussetzungen für eine neue Veranstaltungshalle, den notwendigen Saalgrößen und dem vorzuhaltenden Parkraum. Mit Hilfe eines externen Fachbüros sollen im Anschluss die Aussagen der Verwaltung auf ihre Gültigkeit geprüft werden.
„Bevor diese Fragen nicht beantwortet sind, gibt es keine Leitentscheidung der SPD“, erklärte der planungspolitische Sprecher Jürgen Hengst in der letzten Sitzung. Vor einem Jahr hatte die Verwaltung vom Rat den Auftrag erhalten, die städtebaulichen Vor- und Nachteile sowie die Kosten und das Potenzial der verschiedenen Varianten zu prüfen.
Neben Wolf-Reinhard Leendertz mit seinem Kesselhaus, ist in der Zwischenzeit der Vorschlag von Gerald Wagener hinzugekommen, der auf dem Theaterplatz ein neues SWH plus Hotel bauen will. Und auch die Masterarbeit von Carolin Krebber zeigt als Hochschulstandort eine neue Nutzung für SWH und Theaterplatz auf. Die entscheidende Frage ist jedoch, was die Politik will. Ob die Stadt den Bau einer neuen Veranstaltungshalle selber finanzieren und betreiben oder von einem privaten Investor für anderthalb bis zwei Millionen Euro im Jahr pachten will, wird richtungsweisend für das weitere Vorgehen sein.
Wie komplex die Gemengelage ist, hatten auch die Teilnehmer der Bürgerwerkstatt im Februar 2016 feststellen müssen. 120 Bürgerinnen und Bürger formulierten vielfältige Anregungen für die künftige Gestaltung und Nutzung des Stadtraums, sie diskutierten teilweise kontrovers über unterschiedliche Entwicklungsperspektiven und arbeiteten gemeinsam an Ideen für die Zukunft von Theaterplatz und Seidenweberhaus. Die Vorschläge reichten von Abriss, Rückbau bis zum Erhalt.
„Eine leichte Mehrheit der Bürger, die sich an der Bürgerwerkstatt beteiligt haben, tendiert dahin, das Seidenweberhaus abzureißen“, formulierte Oberbürgermeister Frank Meyer die Kernaussage der Ergebnisse bei der späteren öffentlichen Präsentation in der Mediothek.
Die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt ebenso wie die einer zusätzlichen Expertenwerkstatt sind in einem politischen Workshop am 11. November 2016 mit den Mitgliedern der Ausschüsse für Stadtplanung und Bauen, den Mitgliedern der Bezirksvertretung Mitte und des Aufsichtsrats des Seidenweberhauses beraten worden. Daraus resultiert der umfangreiche Prüfauftrag, den der Rat an die Verwaltung gerichtet hat.
Am 23. November wird die Vorlage laut Stadtsprecher Dirk Senger fertig sein: „Darin werden alle zur Verfügung stehenden fachlichen und finanziellen Aspekte für die weitergehende Diskussion der Gremien dargestellt.“, Der Rat soll am 5. Dezember dann richtungsweisend entscheiden.