Die Nacht, als in Krefeld Synagogen brannten

Am 9. /10. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten jüdische Gotteshäuser.

Krefeld. Vor 74 Jahren, am 9. und 10. November 1938, brannten in Krefeld Synagogen und jüdische Gebets- und Privathäuser. Zerstört oder geplündert wurden von der paramilitärischen Kampforganisation der Nazi-Sturmabteilungen (SA) auch 18 jüdische Geschäfte. Schauplätze waren die Synagoge an der Petersstraße, ein Clublokal am Bleichpfad, die Synagogen in Linn, Hüls (Klever Straße) und Uerdingen (Bruchstraße). Einige SA-Leute nutzten die Gelegenheit, um sich persönlich zu bereichern.

63 männliche jüdische Bürger wurden verhaftet und in das Gerichtsgefängnis gebracht. Unter ihnen waren der Oberrabbiner Arthur Bluhm, Kurt Alexander, Vorsitzender der Synagogengemeinschaft, sowie der gesamte Gemeindevorstand. Sie wurden in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Der Pogrom bedeutete das Ende der alten jüdischen Gemeinde in Krefeld. In Band 5 der Stadtgeschichte (Seite 247 bis 256) wird das Geschehen der Pogromnacht und die späteren Folgen für die jüdischen Bürger Krefelds skizziert.

Demzufolge war es seit der Machtergreifung der Nazis ab 1933 rund 650 Juden gelungen, sich der Verfolgung durch Emigration zu entziehen. Viele von ihnen wurden aber später in von deutschen Truppen besetzten Teilen Europas verhaftet und in Vernichtungslager deportiert.

Die Pogromnacht war der Auftakt für weitere massive Repressionen gegen jüdische Bürger. Die nächsten Jahre brachten den Zwang zum Tragen jüdischer Vornamen (Sara oder Israel) mit sich und gipfelten 1941 in der Einführung des Judensterns. Den letzten Schritt vollzogen die Nazis mit der 1941 beschlossenen „Endlösung“, der Deportation der verbliebenen Juden in den europäischen Osten und in die entstehenden Vernichtungslager wie Auschwitz oder Majdanek.

In Krefeld wurden in den Jahren 1941 und 1942 rund 700 jüdische Bürger in drei großen Transporten über Düsseldorf nach Riga, Izbica (bei Lublin) und in die böhmische Festung Theresienstadt deportiert.

Der größte Teil dieser Menschen wurde, weil nicht mehr zur Zwangsarbeit fähig, in Vernichtungslager gebracht. Nur wenige von ihnen überlebten. In Theresienstadt wurden einige von ihnen im Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Nicht vergessen werden darf, dass in Krefeld auch Sinti und Roma, körperlich oder geistig Behinderte, Kommunisten und Sozialdemokraten, Gewerkschafter sowie Christen, Zeugen Jehovas und andere Oppositionelle der verbrecherischen Nazi-Ideologie zum Opfer fielen.