Fischeln Ehrenamt am Frühstückstisch
Susanne Wittenberg schmiert seit sieben Jahren beim Clemenscafé die Brötchen für Bedürftige. Jetzt übernimmt sie zudem noch einen Teil der Koordination.
Krefeld. Zwischen einer dampfenden Spülmaschine und frischem Aufschnitt schnappt sich Susanne Wittenberg zwei Tassen und schüttet Kaffee ein. Mit einem Lächeln stellt sie sie auf einem der vier Tische ab. „Mehr muss man eigentlich nicht können: Kaffee kochen, Brötchen schmieren, die Spülmaschine leermachen, freundlich lächeln und ein gutes Wort haben“, sagt die Ehrenamtliche des Clemenscafés, während sie von einem Gast zum anderen blickt.
Jeden Montag bekommen Bedürftige hier ein kleines Frühstück. Dabei geht es vielen nicht um die vier Brötchenhälften und das heiße Getränk. „Der größte Teil ist alleinstehend. Viele kommen, um zu plaudern“, sagt die 50-Jährige, die sich bei dem Angebot, das es seit zehn Jahren gibt, seit sieben Jahren engagiert. Ganz neu ist, dass sie sich mit dem langjährigen inoffiziellen Koordinator des Frühstücksangebots, Albrecht Gierschmann, die organisatorischen Aufgaben teilt.
Für die gebürtige Fischelnerin, die hier aufgewachsen ist und — bis auf einen kurzen Exkurs von acht Jahren in die Stadtmitte — ihr ganzes Leben verbracht hat, ist das Clemenscafé „praktische Nächstenliebe“. In ehrenamtliche Aufgaben sei sie quasi seit dem Kindergarten-Rat, in dem sie wegen ihrer Kinder war, hineingewachsen, sagt die Mutter einer 19-jährigen Tochter und eines 15-jährigen Sohnes, die in Teilzeit als Bürokraft in Forstwald arbeitet.
In der Fischelner kfd (katholische Frauengemeinschaft Deutschland) an St. Clemens ist sie genauso aktiv wie im Orgelbauverein. Auch im Pfarrgemeinderat hat die Katholikin ein paar Jahre mitgearbeitet. Aber dann habe sie „etwas Praktisches“ machen wollen, habe vom Clemenscafé gehört „und montags noch Zeit gehabt“. Es sei schön, das Ergebnis dessen, was man tut, zu sehen und zu wissen, „dass es jemandem nutzt“.
Im Schnitt kommen rund 40 Besucher jeden Montag ins Clemenscafé. „Zu 95 Prozent sind das immer die gleichen, die haben sogar zum Teil ihre Stammplätze“, erzählt Susanne Wittenberg. Etwa 90 Brötchen werden hier jeden Montag geschmiert, 100 Tassen Kaffee ausgeschenkt.
Die Bewirtung übernehmen jeweils vier Freiwillige aus einem „großen Stab von 20 Leuten“. Neue Helfer sind trotzdem jederzeit willkommen. „Im Team sind vor allem Menschen im Rentenalter, wir können da Nachwuchs brauchen“, berichtet Wittenberg, die beweist, dass eine solche Aufgabe erfüllend sein kann. „Wenn ich es nicht täte, würde mir etwas fehlen“, sagt die Frau, deren Familie und Freund den Kopf darüber schütteln, wie viel Energie sie hat.
„Ich habe das Glück, das ich schnell entspannen kann“, sagt sie lachend. Nie hat sie Langeweile, ist außer ihrem Engagement in den Vereinen noch im Chor der Pfarre Cantilena ad libitum und in der Matthiasbruderschaft, spielt Gitarre in einem Frauenkreis, ist Fan der Handballmannschaft ihres Sohnes, der in der B-Jugend bei Olympia Fischeln spielt, und dann hat sie ja auch noch Mischlingshund Emma. Manchmal käme auch sie wohl ins Schleudern, sagt Susanne Wittenberg. Aber ihr Handy könne sie zum Beispiel „gut ignorieren“.