Ehrung Ein Freund des Brauchtums und der Mundart

Die Stadt Krefeld hat den 80-jährigen Wolfgang Müller in einer Feier im Rathaus mit dem Stadtsiegel ausgezeichnet.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Der Fischelner Wolfgang Müller erhielt am Mittwochmittag im Krefelder Rathaus aus der Hand von Bürgermeisterin Karin Meincke das Stadtsiegel.

Seine Freunde nennen ihn nur Womü, ganz Fischeln kennt ihn. Müller, 80 Jahre alt und ehemals Vorsitzender des Bürgervereins Fischeln, ist ein Mann mit vielen Talenten. Seit 20 Jahren hält er mit anderen die St.-Martins-Tradition hoch, er hockt am Martinsfeuer und lässt sich als „armer Mann“ vom Heiligen den halben Mantel reichen.

Müllers große Liebe aber ist die Mundart. Der im Schatten der Josefskirche Aufgewachsene, der vor vielen Jahren nach Fischeln zog, lernte Krieewelsch Platt und komplettierte es später mit dem Fischelner. Seit 1998 organisiert der begabte Fabulierer im südlichen Stadtteil im Frühjahr die legendären Fischelner Mundartabende.

Es fing mit einem Versuch im Burghof an, seit 2009 sind es jeweils drei Abende mit insgesamt mehr als 900 Teilnehmern in jedem Jahr. Müller moderiert gekonnt und verfasst auch selbst viele Beiträge. Ab Januar geben sich Mundartfreunde bei ihm zuhause immer die Klinke in die Hand und bestellen Karten. Mit Unterstützung seiner Frau Ursula versucht Wolfgang Müller, alle Wünsche zu erfüllen.

Gefragt ist Womü auch als „Ortsbilderklärer“. Es hat sich herumgesprochen, dass seine humorvollen Stadtrundgänge viel Wissen auf angenehme Weise vermitteln. Auch braucht er selbst, wenn er auf der Kölner Straße unterwegs ist, viel Zeit, denn alle paar Meter wird er gegrüßt und angesprochen. Eilige Einkäufe muss er schon mal „inkognito“ besorgen, dann zieht er sich die Mütze tief ins Gesicht und schaut niemanden an.

Die Ehrung nahm er am Mittwoch bescheiden entgegen: „Ech bön erstaunt, dat ech dat Stadtsiejel jekreije häb. Ech häb doch nix Besongerschtes jedooehn“.

Das sieht seine Vaterstadt anders. Sie zeichnet engagierte Mitbürger gern für ihr soziales und kulturelles Engagement aus. Bei der Feier lobte die Bürgermeisterin Meincke seine Heimatverbundenheit und der Fischelner Benedikt Lichtenberg seine Menschlichkeit: „Menschen wie du machen unsere Stadt schöner.“