Stadtmenschen Ein Leben in Fotografien

Der ehemalige WZ-Fotograf Karl-Heinz Lengwenings ist am Freitag 90 Jahre alt geworden. Er blickt auf ein spannendes Leben zurück.

Krefeld. „Ich habe wahnsinnig schöne, aber auch grausame Stunden verlebt. Trotzdem würde ich immer wieder diesen Beruf wählen.“ Wenn Karl-Heinz Lengwenings von seiner Zeit als Pressefotograf für die WZ erzählt, dann schwingt noch immer die Leidenschaft mit, die den Krefelder einst beflügelte. Am Freitag feierte Lengwenings seinen 90. Geburtstag. Ein schöner Anlass, um das bisherige Leben Revue passieren zu lassen.

Karl-Heinz Lengwenings feiert seinen 90. Geburtstag.

Natürlich, die Zeit ist an Lengwenings nicht spurlos vorbeigezogen. Doch er ist präsent und strahlt eine sympathische Herzlichkeit aus. Man hört ihm gern zu, noch immer ist er wortgewandt. Lengwenings kramt Erinnerungen aus seinem Gedächtnis, die sich zeitlich nicht immer genau einordnen lassen. Sie zeichnen das Bild eines engagierten Journalisten, der sich selbst nie zu wichtig genommen hat. „Man darf niemals den Humor verlieren“, lautet eine seiner Weisheiten.

1954 hatte Lengwenings als Fotograf bei der NRZ angefangen. Gut zehn Jahre später, 1965, begann er mit seiner Arbeit für die WZ. Auch überregionale Magazine und Zeitungen belieferte er damals mit seinen Fotografien, darunter den Stern. 1970 wechselte er zum Presseamt der Stadt Krefeld, für das er die letzten 18 Jahre seines Berufslebens tätig war.

Seit 1989 ist Lengwenings im Ruhestand. Unzählige Fotografien hat er in seiner aktiven Zeit angefertigt. Zu Beginn natürlich ausschließlich in schwarz-weiß. Entwickelt hat er sie in den eigenen vier Wänden. „Ein gutes Schwarz-Weiß-Foto macht immer noch etwas her. Heutzutage wird ja nur noch geknipst.“ Viele Bilder lagern unsortiert in Kartons in seinem Keller.

Nicht einmal Lengwenings selbst hat da über die Jahre den Überblick behalten. Sein erstes Foto von Bedeutung habe er mit ungefähr zehn Jahren geschossen. Es zeige seinen Vater mit herunterhängenden Hosenträgern, über dessen Kopf der Hindenburg-Zeppelin schwebt. „Leider ist mir dieses Foto genommen worden. Man sollte niemals ein Bild zerrreißen“, sagt Lengwenings betrübt.

Als junger Spund sei ihm einmal der frühere Kaiser von Äthiopien mit heruntergelassener Hose vor die Linse gekommen, aber aus Angst vor diplomatischen Verwicklungen habe er nicht abgedrückt. Heute bereut Lengwenings diese Entscheidung. Eine andere lustige Anekdote, die dem 90-Jährigen im Kopf geblieben ist: Bei einem Konzert des berühmten Geigers Yehudi Menuhin habe er sich fast auf dessen kostbare Violine, die Soil Stradivarius, gesetzt.„Ich hätte mich tatsächlich pief, paff draufgesetzt.“ Yehudi Menuhin verkaufte diese Violine später für umgerechnet eine Million Euro.

Ein kleines Geheimnis hat Lengwenings bis heute für sich behalten. Bei einem Besuch von Präsident Bush Senior im Seidenweberhaus sei das Licht ausgefallen, woraufhin der Secret Service fast auf die Fotografen gestürzt wäre. „Ich denke, ich weiß, wer damals das Licht ausgeschaltet hat, aber das werde ich niemals sagen.“

Auch schreckliche Momente haben das Fotografen-Leben gezeichnet. Bei einem schweren Unfall im Forstwald in den 70er-Jahren, bei dem ein Bus und ein Zug kollidierten, sei er als Erster vor Ort gewesen. Den Anblick habe er nie vergessen. „Ich habe auch schon verbrannte Menschen gesehen. Danach konnte ich Wochen kein Fleisch mehr essen.“

Schon damals stand ihm seine Frau Edith zur Seite. „Er war vital und immer mit der Nase vorne mit dabei“, beschreibt sie ihn. „Wir sind jetzt 63 Jahre verheiratet“, berichtet sie. Ihr liebstes Urlaubsziel sei immer Mallorca gewesen. Seit sie beide einen Rollator nutzen, machen sie aber keine Urlaube mehr, das haben sie so beschlossen. „Alt werden ist schön, aber alt sein ist beschissen“, sagt Lengwenings, der seinen Geburtstag am Samstag noch einmal mit der Familie feiert.