Wochenkommentar Entschuldigungen reichen nicht

Seit mehr als zehn Jahren pendelt der Rhein-Münsterland-Express als RE 7 zwischen Krefeld und Köln. Täglich. Stündlich. Gelegentlich. Denn nicht selten wendet der Zug in Dormagen, Neuss oder Meerbusch-Osterath.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Krefelder bleiben in der Samt- und Seidenstadt zurück. Oder werden an einem der drei Bahnhöfe auf dem Weg nach Hause rausgeschmissen. Häufig werden sie von der Bahn zu spät oder gar nicht informiert. Die Fahrgäste sind genervt und wütend. Sie fühlen sich im Stich gelassen. Von der Bahn. Und der Politik.

Denn die Linie macht seit zehn Jahren Ärger. Das berichten die Pendler. Und es scheint, als habe niemand aktiv etwas gegen die Verspätungen unternommen, die nicht selten zum Rauswurf führen. Die Bahn verweist in Antworten an ihre Kunden auf das „komplexe System“, in dem auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden könne. Alles umrahmt von Entschuldigungen für die Verspätungen und Unannehmlichkeiten. In einem Statement des Unternehmens gegenüber der WZ wird sogar eine „dauerhafte Verbesserung der Situation“ gelobt.

Doch das reicht nicht. Es wird Zeit, dass die Stadt aktiv wird. Zehn Jahre sind genug. Krefeld darf den Anschluss an den Süden nicht verpassen. Denn die Stadt am Niederrhein lebt auch von ihren Pendlern, die morgens in die großen Städte entschwinden und abends Erholung zu Hause suchen. Doch ohne vernünftige Anbindung verliert die Stadt ihre Attraktivität für Familien. Verliert gegenüber Meerbusch, Neuss oder Dormagen, wo der RE 7 häufiger hält - weil er dort häufiger wendet.

An der Stelle ist auch der (neue) Oberbürgermeister in der Pflicht. Er kann Druck dort ausüben, wo die Bahn-Kunden keine Chance haben. Wo die Krefelder nicht gehört werden. Er kann das anpacken, was ein Jahrzehnt versäumt wurde. Von der Politik. Und der Bahn.