Feuerwehr vom Ausmaß des Brands überrascht - Hydrant für Brandlöschung unerheblich
Die Stadt hat am Donnerstag in einer Pressekonferenz über die Hintergründe des Feuerwehreinsatzes beim Großbrand im Krefelder Gewerbegebiet informiert. Am dritten Tag nach dem Brandausbruch gibt es Eingeständnisse seitens der Stadt.
Krefeld. Drei Tage ist der Großbrand im Krefelder Gewerbegebiet her, am Donnerstag informierte die Stadt in einer Pressekonferenz über die Hintergründe. Auch die Frage, nach dem nicht funktionierenden Hydranten auf dem Firmengelände des Holzhandels Roeren war ein Thema.
Hier konnten Stadt und Feuerwehr Entwarnung geben: "Ob der fragliche Hydrant auf dem Firmengelände funktionierte war letzendlich für die Brandlöschung unerheblich", erklärt der stellvertretende Feuerwehrchef Dietmar Meißner. Der Hydrant, der 1978 an die Ringleitung angeschlossen wurde, hätte nur Wasser für 1000 Liter pro Minute zur Verfügung gestellt - wir hatten aber einen Gesamtbedarf an Löschwasser von 30000 Liter pro Minute. Selbst wenn der Hydrant Wasser gegeben hätte, wäre es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen.
Weiterhin räumte die Feuerwehr ein den Brand unterschätzt zu haben: "Ich war überrascht, dass es hier um diese Zeit zu einem Brand von solcher Intensität kommen kann“. Das erklärte am Donnerstag vor Presse und Fernseh-Teams Dietmar Meißner, stellvertretender Chef der Krefelder Feuerwehr und als Einsatzleiter am Montag gegen 20.10 Uhr mit als erster bei Holz Roeren an der Mevissenstraße. Schon da hätte eine Fläche von 35 mal 120 Meter lichterloh gebrannt, die Flammen loderten bereits 50 Meter hoch. Wegen des aufkommenden Windes dehnte sich das Feuer schnell aus und zwang die Feuerwehrleute zum Rückzug. „Der erste Schwerpunkt war nun, den Real-Markt zu schützen. Hier ist uns der Stopp des Feuers gelungen. Auf der anderen Seite beim Gewerbepark leider nicht."
Auf der Pressekonferenz Donnerstagnachmittag im Rathaus zog Stadtdirektorin Beate Zielke eine erste Bilanz des größten Brandes seit 2006 (Thyssen-Krupp Nirosta). Dazu lieferte Dietmar Meisser eine Powerpoint-Präsentation, die die Ausmaße des Feuers deutlich machen sollte. Meißner räumte ein, einen Brand dieses Ausmaßes nicht erwartet zu haben.
Natürlich wussten alle Beteiligten, was sich in der Lagerhalle befand. Roeren war die größte Holzhandlung Krefelds mit dem größten Lager an hochwertigen und harten Hölzern. Schnell stand fest: „Die Bordmittel der Krefelder Feuerwehren reichen nicht“ (Meißner). Es standen nicht ausreichend Schläuche vor Ort zur Verfügung. Diese mussten dann von außerhalb angefordert werden. Also wurde NRW-Alarm gegeben.
Für den Erstangriff und die Sicherung von Real habe man pro Minute „200 Badewannen voll“ Wasser benötigt: 10 000 bis 15 000 Liter pro Minute aus dem öffentlichen Netz, zweimal 8000 Liter pro Minute aus Wechsellader-System HFS. Gepumpt wurde das Wasser aus der 1300 Meter entfernten Holthausens Kull und aus der 900 Meter entfernten Schmitz’ Kull. „Wir haben in Krefeld überall Löschwasserentnahmestellen innerhalb von zwei Kilometern in Krefeld“, verkündet der Feuerwehr-Vize.
Erst gegen Ende der Pressekonferenz und nach entsprechenden Fragen geht Beate Zielke auf den defekten Hydranten ein. Auch dabei werden Versäumnisse deutlich: Bei der letzten Brandschau bei Roeren im Mai 2011 sei der Überflurhydrant auf dem Bürgersteig neben der Firmeneinfahrt nicht geprüft worden. Auch sei die Betriebsleitung nicht darauf hingewiesen worden, dass sie für die Wartung zuständig sei.
Wer allerdings nun für die Wartung des Hydranten genau zuständig war, ist immer noch strittig. Die Stadt Krefeld sagte zunächst, dass die Firmen die Hydranten auf dem Gelände selbst prüfen müssen. Andererseits sagt eine Bundesverordnung für Löschmittel und -anlagen, dass für Hydranten im öffentlichen Raum die Kommunen zuständig ist. „Die Zuständigkeit ist in der Baugenehmigung von 1978 festgeschrieben“, verriet die Stadtdirektorin. Alle anderen Brandschutz-Auflagen, etwa das Vorhalten von entsprechend langen Lösch-Schläuchen sind von Roeren eingehalten worden. Stadtdirektorin Beate Zielke erklärte allerdings, dass jetzt alle 250 Überflorhydranten im Stadtgebiet überprüft werden.
Der 34 Jahre alte Hydrant, dessen Ventile vermutlich zugesetzt waren, ist zudem nur mit einer ein „100er“-Leitung ans SWK-Netz angeschlossen. Er hätte maximal 1000 Liter pro Minute geliefert. Der Bedarf lag bei etwa 30 000 Litern. „Aber ist ein bisschen Wasser am Anfang nicht besser als gar nichts?“, fragt ein Pressevertreter — und bekommt keine Antwort.
Die Polizei war irritiert, am Donnerstag nicht für die Pressekonferenz hinzugeladen worden zu sein. Immerhin waren 270 Beamte bislang im Einsatz. am Freitag sollen die „Man Trailer“-Spürhunde auf das verkohlte Trümmerfeld geschickt werden. Die Supernasen können jede Art von Brandbeschleuniger erschnüffeln. Polizeisprecher Dietmar Greger: „So kann ausgeschlossen werden, dass ein Brandstifter am Werk war.“