Hochschule: Das Haus der technischen Tricks
Der Architekt verrät beim Rundgang über die Baustelle Details zur Schalldämmung und Klimatechnik.
Krefeld. Noch liegt hier vor allem das Reich der Handwerker und Bauarbeiter: Im Rohbau an der Obergath 75 wird an allen Ecken und Enden gewerkelt. Vorne brausen gerade die Gasbrenner auf, um die Bitumenbahnen zu verschweißen — zum Schutz des kellerlosen Erdgeschosses gegen aufsteigende Feuchtigkeit. Im hinteren Teil des quadratischen Gebäudes wird an einem futuristisch anmutenden Rohrgewirr geschraubt.
Im Sommer aber soll hier bereits das studentische Leben toben, wenn die angehenden Wirtschaftsingenieure und das Energieeffizienzzentrum in das neue Campusgebäude eingezogen sind. Stimmengewirr, Fußgetrappel und derlei Geräuschkulisse mehr bedeuten eine große Herausforderung für die Planer. Architekt Rüdiger Karzel verweist auf mehrere Finessen, die den Schall schlucken sollen. So sind in die Betonwand der großen Aula seltsame Winkel eingelassen, um den Schall zu brechen. „Bei all dem Glas und Beton würde es sonst zu laut.“
Das Architekturbüro Bk2a aus Köln hat das Thema Technikum in eine klare Formensprache umgesetzt: Um ein künftig begrüntes Atrium reihen sich rechteckig Seminarräume, Aulas und Cafeteria. Insgesamt dominieren Sichtbeton und Glas, aufgelockert durch Holzelemente und textile Vorhänge. „Damit es nicht zu kalt wirkt“, wie Architekt Thomas Will erläutert.
Apropos kalt: „In einer Hochschule ist das Thema Kühlen viel wichtiger als das Heizen, weil hier so viele Menschen zusammenkommen“, betont Will. So erklärt sich etwa das Rohrgewirr, das die konzentriert arbeitenden Studenten mit ausreichend Frischluft versorgen soll. Versteckt wird es hinter durchlässigen Streckmetallplatten, die nebenbei auch noch den Schall durchlassen können.
Eine solch elegante Kombination zwischen Funktion und Gestaltung findet sich zum Beispiel auch im kleinen Hörsaal. Dort, wo das aufsteigende Gestühl installiert wird, findet sich derzeit noch eine seltsame Aussparung im Boden. „Unter den Stühlen wird eine Druckluftkammer untergebracht, die ebenfalls für Frischluft sorgen wird“, erläutert Rüdiger Karzel.
Die großen dreifach gedämmten Fensterflächen können überall beschattet werden, passend zur Textilstadt Krefeld mit einer Art Rolladen, sogenannten Screens aus technischen Textilien. Im Obergeschoss wird die Fassade durch einen Holzaluminiumrahmen verschattet.
Alles einzelne Bausteine, die passend zum Energieeffizienzzentrum energiesparend zusammenwirken sollen. So wird der erdwärmefreundliche Untergrund in Krefeld selbstverständlich für eine Brunnenwärmepumpe genutzt, eine besonders effiziente Geothermieform. Lufttechnische Anlagen mit Wärmetauscher sorgen dafür, dass die Frischluft nur noch zu 25 Prozent erwärmt werden muss.
Anlagen, die im Technikum nicht versteckt werden. „Hier an der Ecke zur Obergath werden die Gerätschaften ganz offen zu sehen sein“, berichtet Will. Die Studenten bekommen hier quasi das Anschauungsmaterial frei Haus geliefert.
Diese können sich aber vor allem auf eins freuen: Auf eine helle Cafeteria, die sich im Sommer zum Campus und zum Atrium hin öffnet. Riesige Schiebetüren lassen sie quasi zur großen Terrasse werden und Technik und Natur eine reizvolle Verbindung eingehen.