Krawattenmann: Stadt fühlt sich auf den Schlips getreten
Krefeld nimmt an Preisverleihung in Berlin nicht teil, obwohl die Stadt die Auszeichnung maßgeblich finanziert.
Krefeld. Der Krawattenmann des Jahres wird 2011 ohne Vertreter der Stadt Krefeld verliehen. Die Übergabe an den Preisträger, dessen Name geheim gehalten wird, soll am 20. Dezember in Berlin stattfinden. Obwohl die Stadt laut Marketingchef Ulrich Cloos „maßgeblich an der Finanzierung des Krawattenmanns beteiligt ist“, wird sie in Berlin durch Abwesenheit glänzen.
Die Stadt lege „besonderen Wert darauf, dass die Auszeichnung in Krefeld verliehen wird“, so Cloos. Nur dann sei es möglich, positive Impulse für das Image Krefelds als Stadt wie Samt und Seide nach innen und außen zu geben.
Ärger um den Krawattenmann des Jahres hatte es bereits 2010 gegeben. Der Preisträger, ZDF-Journalist Claus Kleber, sagte damals auf WZ-Anfrage, er habe sich über die Auszeichnung gefreut, eine offizielle Übergabe aber von Anfang an abgelehnt.
Das hätte Gerd Müller-Thomkins demnach also wissen müssen. Er ist als Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts (DMI) in Köln zuständig für die Suche des Krawattenmanns. Zu dem Vorwurf, die Stadt über Klebers Haltung zu lange im Unklaren gelassen zu haben, wollte sich Müller-Thomkins öffentlich nicht äußern. Fakt ist: Die Verleihung fiel aus.
Laut Cloos sind viele Krefelder Krawattiers wie die Stadt der Meinung, dass die Verleihung des Preises in Krefeld stattfinden muss. Hans-Joachim Ploenes, Geschäftsführer des Krawatten- und Schalherstellers J. Ploenes, sieht das anders. „Zuerst kommt für uns die Krawatte, dann kommt Krefeld.“ Das DMI habe einen „sehr prominenten“ Preisträger gefunden. Und wenn der die Übergabe der Auszeichnung in Berlin wolle, sei das eben so. „Das ist besser, als erneut auf die Preisverleihung zu verzichten“, sagt der Unternehmer
Sein Neffe Christoph Ploenes, ebenfalls als Geschäftsführer in der Firma tätig, kritisiert die Haltung der Stadt. Statt beleidigt zu sein, sollte Krefeld nach Berlin kommen.
Gerd Müller-Thomkins von DMI war am Dienstag für die WZ nicht zu sprechen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hatte er zuvor gesagt, dass der Krawattenmann des Jahres seit 1965 an wechselnden Orten und seit einigen Jahren in Krefeld verliehen werde. Das sei aber kein Dogma.
Endet damit die Kooperation zwischen dem DMI und der Stadt? Laut Cloos kann davon keine Rede sein. Die Stadt wolle am Krawattenmann festhalten, das Format aber auffrischen. Die Verleihung soll künftig nicht mehr im kleinen Kreis stattfinden, sondern einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden — mit dem DMI.