Kommentar Comeback der Grotenburg
Krefeld · Wer sich wirklich für Fußball interessiert, kennt das Datum 19. März 1986: Damals besiegte Bayer Uerdingen Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger 7:3 – in der Grotenburg.
Das Hinspiel hatten die Krefelder 0:2 verloren. Zur Halbzeit lagen sie im Rückspiel 1:3 zurück. Eigentlich aussichtslos. In der zweiten Hälfte gelangen den Uerdingern dann sechs Tore. Sagenhaft. Das renommierte Fußballmagazin „11 Freunde“ kürte die Partie „zum größten Fußballspiel aller Zeiten“.
Was in den Jahrzehnten danach mit der Grotenburg geschah, ist mit dem Wort Niedergang noch schmeichelhaft umschrieben. Weil sich der Bayer-Konzern Mitte der 1990er Jahre als Sponsor verabschiedete, ging es finanziell und sportlich bergab. Der Verein musste etliche Insolvenzen überstehen, der KFC fand sich zeitweise in der 6. Liga wieder. Extrem bitter für die Anhängerschaft. Weder der Verein noch die Stadt waren jahrzehntelang bereit, sich um die Grotenburg zu kümmern. Negativer Höhepunkt: 2013 musste die Verwaltung schließlich sämtliche Stehplätze sperren, weil Wellenbrecher falsch montiert waren.
Im Sommer 2021 steht das Comeback der Grotenburg an. Gut möglich, dass nicht alles fertig ist, denn zu viel ist noch zu tun. Viel Zeit wurde vertan, weil der KFC die Stadt bei der Idee einer gemeinsamen Stadiongesellschaft lange hingehalten hat. Egal: Im August nächsten Jahres (oder ein paar Monate später) rollt in der Grotenburg wieder der Ball. Hoffentlich mit vielen Zuschauern, weil Corona nicht mehr unseren Alltag beherrscht. Tauglich ist das Stadion dann für die 3. Liga. Aber KFC-Chef Michail Ponomarew will mehr: Sein Engagement in Krefeld zielt mindestens auf eine Zugehörigkeit zur 2. Liga. Um die Grotenburg dafür tauglich zu machen, braucht es weitere Millionen. Und die dürfen dann nicht erneut nur vom Steuerzahler kommen.