Tarifstreit Helios-Mitarbeiter empört über Lohnangebot

Für 21 000 Helios-Beschäftigte laufen derzeit Tarifverhandlungen. Bisher hat die Geschäftsleitung nur ein Plus von einem Prozent ab Juni angeboten.

Helios Klinikum Krefeld, Lutherplatz

Foto: Andreas Bischof

Der Beifall für die Pflegekräfte in der ersten Phase der Pandemie – er ist längst verklungen. „Damals ist viel versprochen worden“, erinnert sich Martin Reyer, Betriebsratsvorsitzender des Helios-Krankenhauses in Hüls. Doch er und seine Kollegen von 34 Helios-Kliniken in Deutschland machten derzeit andere Erfahrungen: „Die Kollegen fühlen sich nicht wertgeschätzt.“ Bei den Tarifverhandlungen für 21 000 nicht-ärztliche Mitarbeiter dieser Häuser habe es in der ersten Runde gar kein Angebot des Arbeitgebers gegeben, in der zweiten Runde ein Angebot von nur einem Prozent ab Juni – nach fünf Monaten ohne Lohnerhöhung. Ab Juni 2021 solle es eine Erhöhung von 1,4 Prozent geben.

Laut Dienstleistungsgewerkschaft Verdi seien die Helios-Beschäftigen „empört“. Überall fehle es an Personal, immer neue Aufgaben müssten Pflegekräfte leisten, die Arbeit unter Corona-Bedingungen sei extrem anstrengend, ergänzt eine langjährige Helios-Beschäftigte gegenüber der WZ. Das Ein-Prozent-Angebot sei „ein Witz“.

„Wütend sind die Beschäftigten auch über den Plan, die Pflegezulage für etliche Pflegepersonen zu halbieren“, sagt Reyer. Es geht für Vollzeit-Pflegekräfte um 300 Euro im Monat, die tariflich vereinbart worden waren. Diese Zulage wolle Helios reduzieren und diese im Gegenzug auf Operations- und Anästhesie-Technische Assistenten ausweiten. „Das Helios-Management versucht, die Beschäftigten gegeneinander auszuspielen“, sagt Reyer dazu.

Wie er weiter berichtet, haben an den Helios-Kliniken die Beschäftigten auf den Corona-Stationen zwar die vom Bund zur Verfügung gestellten Prämien erhalten. Doch hätte Helios längst eigene Prämien zahlen können – ein Thema des Tarifstreits. Gewerkschaft und Betriebsrat gehen mit einer Lohnforderung von 5,5 Prozent in die Verhandlungen. Der zum Fresenius-Konzern gehörende Klinikbetreiber Helios könne sich Verbesserungen leisten, betont Verdi-Gewerkschaftssekretär Frowin Jaspers: „2020 hat Helios einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von über 600 Millionen Euro eingefahren.“

Die Helios-Geschäftsführung betont: Die Entgelttabellen für alle Beschäftigten seien in den vergangenen zwei Jahren um 6,5 Prozent angehoben worden. Eine Corona-Sonderzahlung über 400 Euro habe man jetzt angeboten. Und die Kündigung von Bestandteilen der Tarifverträge sei üblich: Man wolle die Pflegezulage nicht streichen, sondern neu verhandeln.

Die nächste Tarifrunde ist am 31. März. In Krefeld hat Helios 3000 Beschäftigte.