Längere Wartezeiten möglich In der Führerscheinstelle entspannt sich die Lage nach Krankheitswelle

Im Oktober gab es einen Personalnotstand mit langen Wartezeiten. Langsam holt die Behörde den Rückstand auf.

Das Wartezimmer der Führerscheinstelle ist mittlerweile wieder leerer. Wer persönlich erscheint, soll schnell dran kommen.

Foto: Andreas Bischof

Auf den Fluren regt sich nichts. Im Wartezimmer ist es ruhig an einem Dienstagmorgen Anfang November. Drei junge Leute sitzen dort, zwei ältere Herren gegenüber. Ein junger Mann kommt hinein. Überfüllung? Weit gefehlt. Ein Gong ertönt, der nächste Wartende wird aufgerufen. Aus einem Raum eines Sachbearbeiters der Führerscheinstelle an der Elbestraße tritt ein Mann. Der Bürger hat es eilig, huscht durch den Gang: „Sehr schnell“ sei es bei ihm gegangen, bis er mit seinem Anliegen angehört wurde, verrät er im Vorbeigehen. Dann muss er weg.

Auch die jungen Leute kommen wenig später dran, sind aber keine fünf Minuten später wieder auf dem Heimweg. An der Wand hängt noch ein Schild. Es ermahnt und erinnert, bittet um Geduld: „Aufgrund der aktuellen Personalsituation muss mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.“ An diesem Morgen ist davon nichts mehr zu spüren. Die Dinge gehen wieder ihren normalen Gang. Vollends entspannt aber, so sagt es Norbert Goertz-Gorr, der Abteilungsleiter für Straßen-, Verkehrs- und Bußgeldangelegenheiten, sei die Lage noch nicht. Viel Arbeit läuft im Verborgenen ab. Anfang November hörte ein Mitarbeiter auf, ein anderer war erkrankt, ein Nachfolger schon da, der jedoch noch eingearbeitet werden musste. Vier von fünf Stellen waren also besetzt. Das sah vor kurzem noch ganz anders aus.

Ein Rückblick: Anfang Oktober war an diesem Ort der Notstand ausgerufen worden. Die 41. Kalenderwoche wird Goertz-Gorr so schnell nicht wieder vergessen. In den Tagen vom 7. bis 11. Oktober fehlten in der Führerscheinstelle alle fünf Vollzeitkräfte. Eine war in der Reha, vier weitere erkrankt. Lange Wartezeiten und auch Unmut waren die Folge. Ähnliche Zustände hatte es bereits im vergangenen April gegeben. Immer wieder tauchte in den vergangenen Jahren dieser Engpass auf. Interne Personalfluktuation und Krankheitsfälle. Einmal gab es sogar eine kurzzeitige Schließung, um Altlasten abzuarbeiten.

Nun waren es vier Krankheitsfälle auf einmal. „So etwas ist nicht planbar“, sagt der Abteilungsleiter. Was aus der Not folgte, dürfte so etwas wie eine hausinterne Heldinnengeschichte geworden sein. „Wir haben es geschafft, mithilfe einer Mitarbeiterin mit sehr viel Erfahrung, alle existenziellen Fälle zu bearbeiten“, erzählt Norbert Goertz-Gorr. Den Namen der Frau will er aus Datenschutzgründen nicht nennen. Die Dame war eigentlich auf dem Gebiet „Entziehung der Fahrerlaubnis“ beschäftigt. Nun musste sie plötzlich welche ausstellen. Zum Beispiel für Berufskraftfahrer, die auf ihren Schein warteten für ihren Job. Alles musste schnell gehen. Die Mitarbeiterin rief in anderen Städten an, holte sich Rat ein. Verstärkt wurde sie durch einen Azubi, der ihr zuarbeitete. „Das Fahrerlaubnisrecht ist kompliziert. Der Teufel steckt im Detail“, sagt Goertz-Gorr. 17 Führerscheinklassen, 120 Schlüsselzahlen der EU, 24 nationale. Wer nicht im Thema ist, muss viel lesen – oder eben wissen, wo er die Informationen rasch herbekommt.

Natürlich gab es im Oktober lange Wartezeiten, vieles blieb liegen vor einem Monat. „Da produziert man eine Bugwelle“, so der Abteilungsleiter. Das spüre man noch heute in der täglichen Arbeit. Der Rückstand ist noch nicht wieder aufgeholt. Doch gelte: Wer ins Amt kommt, der wird auch relativ schnell bedient.

Zustände wie in der Nachbarstadt Duisburg gebe es in Krefeld noch nicht, sagt Norbert Goertz-Gorr. Dort, so berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung vor einem Jahr, seien seit Oktober vergangenen Jahres Sicherheitsleute in der Zulassungsstelle beschäftigt, die den Eingang bewachen. Einige Bürger hatten offenbar ihrer Wut freien Lauf gelassen.

Seit 2018 gibt es in Krefeld im Bereich Führerscheinstelle fünf Angestellte. Eine sechste Stelle wurde beantragt. Einer Notlage wie zu Beginn des Oktobers soll vorgebeugt werden.