Krefeld kämpft mit „Friederike“

Orkantief verursacht schwere Schäden. Die Feuerwehr muss zu rund 400 Einsätzen ausrücken. 80 Bäume umgestürzt. Schule in Cracau bleibt heute geschlossen.

Krefeld. Der zweite Wintersturm des Jahres hat in Krefeld schwere Schäden verursacht. Orkantief „Friederike“ fegte gestern Vormittag mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 115 Kilometern pro Stunde über die Stadt hinweg. Feuerwehr und Polizei mussten mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes zu mehr als 400 Einsätzen ausrücken. Rund 240 Einsatzkräfte waren nahezu den gesamten Tag über im Einsatz. In Folge des Sturms wurden drei Personen verletzt.

Im gesamten Stadtgebiet sorgten ab 10.30 Uhr entwurzelte Bäume, abgebrochene Äste und heruntergefallene Dachziegel für Probleme. Straßen wurden zeitweise gesperrt. Die Stadtwerke Krefeld (SWK) stellten gegen 11.30 Uhr den gesamten Linienverkehr aufgrund der heftigen Windböen ein. Zuvor war bereits der Bahnverkehr zwischen Krefeld und Kempen zum Erliegen gekommen. Auch die Verbindungen nach Düsseldorf fielen wenig später aus.

Foto: DJ (3)/samla

Erst gegen 14 Uhr verlor der Sturm an Kraft. Die Einsätze für die Feuerwehr setzten sich jedoch bis in die Abendstunden hinein fort. „Es ist seit dem Orkan Kyrill, der heute vor genau elf Jahren wütete, einer der arbeitsreichsten Sturmtage für uns“, sagte Feuerwehrsprecher Christoph Manten.

Während „Friederike“ am frühen Donnerstagmorgen nur durch einzelne Böen ihre Kraft andeutete, offenbarte das Sturmtief nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zwischen 11 und 11.30 Uhr in Krefeld seine volle Kraft. „Wir haben Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 115 Kilometern pro Stunde gemessen. Ungemütlich wurde es gegen 10.30 Uhr, als der Sturm Windstärke zehn erreicht hatte“, berichtete ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes.

Kurze Zeit später häuften sich die Notrufe bei den Rettungskräften. Hunderte Krefelder meldeten Sturmschäden bei der Feuerwehr. Die Folge: Das Notrufnetz der Leitstelle war überlastet. Zusammen mit Polizei, THW und DRK waren Berufs- und freiwillige Feuerwehren im Dauereinsatz. Riesige Bäume knickten im gesamten Stadtgebiet um. Minütlich berichtete die Polizei in einem Live-Blog in den Sozialen Netzwerken von blockierten Straßen. Von Forstwald bis Uerdingen kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Auf der Venloer Straße wurde ein Lkw mit Anhänger vom heftigen Seitenwind in den Graben gedrückt. Der Wind war zwischen 10 und 12 Uhr zu stark, um das schwere Gefährt wieder aufzustellen. Auf der Neuen Linner Straße wurde ein Glastisch von einem Balkon auf die Straße geweht und demolierte ein dort parkendes Auto. Auch die Heckscheibe eines Audi, der am Dionysiusplatz steht, wurde zerstört. Ein abgeflogener Deckel einer Mülltonne hatte das Glas durchschlagen. Verletzt wurden bei all den Vorfällen niemand.

Zur gleichen Zeit entschlossen sich einige Schulen in Krefeld dazu, Kinder von ihren Eltern abholen zu lassen. Eine Entscheidung, die die Schulpflegschaftsvorsitzende Claudia Wichmann nicht nachvollziehen kann: „Schulträger und Schulleiter hätten am Vorabend für ganz Krefeld die Verantwortung der Schulschließung übernehmen können und müssen. So wie es jetzt gelaufen ist, wurden viel mehr Menschen in Gefahr gebracht. Wir hoffen, dass bei einer ähnlichen Situation in der Zukunft anders entschieden wird.“

Die Stadt erklärt dazu: „Die Stadt hat die Schulen nicht geschlossen, sondern ihnen empfohlen, die Kinder so lange im Gebäude zu belassen, bis keine Gefährdung mehr besteht.“

Denn auch die Schulgelände waren von Sturmschäden betroffen. So wurden unter anderem an der Grotenburgschule dutzende Ziegel vom Dach geweht. Der Schulhof wurde abgesperrt. Auch an der Brüder-Grimm-Schule gab es Dachschäden. Außerdem stürzte dort ein Baum auf den Schulhof. Die Schule bleibt morgen geschlossen, teilte der Fachbereich Schule mit. Kleinere Schäden gab es an den Dächern des Fichte-, Moltke- und Ricarda-Huch-Gymnasiums. Ebenfalls nicht mehr betreten werden durfte zwischenzeitlich der Haupteingang des Rathauses — am Von-der-Leyen-Platz waren Dachziegel heruntergekommen.

In unzähligen Privatgärten wurden durch die Windböen Zäune zerstört. Am Musikclub „Magnapop“ an der Dießemer Straße wurde die gesamte Außenreklame durch den Wind abgerissen. Auch das Dach der Glockenspitzhalle wurde durch die Orkanböen beschädigt. Am Friedrichsplatz hatte ein Baum die Oberleitung beschädigt. Der Platz wurde gesperrt, die Bahnlinie 044 fuhr bis gestern Abend nicht mehr. Aufräum- und Reparaturarbeiten begannen vielerorts schon am frühen Nachmittag. „Dieser Sturm wird uns in den kommenden Tagen noch beschäftigen“, sagte Christoph Manten.

Mit Einbruch der Dämmerung mussten die Aufräumarbeiten zurückgefahren werden. Die Lage sei zu gefährlich, weil immer noch viele abgebrochene Äste in Baumkronen hängen würden. Die Stadt sperrte die öffentlichen Grünflächen und berichtete, insgesamt seien 80 umgestürzte Bäume gezählt worden.