Energie Eine Weichenstellung für die Wärmewende

Krefeld · Im 95 Kilometer langen Krefelder Fernwärmenetz soll die Temperatur optimiert werden. Dafür ist eine neue Steuerungsanlage in Betrieb genommen worden.

Thomas Gierlich (l.) von der Firma Grundfos und Hans-Werner Leenen von der NGN vor der neuen Anlage.

Foto: WZ/SWK

Das Fernwärmenetz der Krefelder Stadtwerke-Tochter SWK Energie ist rund 95 Kilometer lang und versorgt etwa 1700 Verbraucher in der Innenstadt sowie im Stadtteil Uerdingen. Es stellt an kalten Tagen eine Leistung von 95 Megawatt Wärme bereit und wird – je nach Jahreszeit – mit einer Vorlauftemperatur von bis zu 120 Grad gefahren. Doch weniger ist mehr: Mithilfe einer neuen Temperatur-Optimierungslösung soll der Vorlauf in Teilen des Netzes um 25 Grad gesenkt werden.

Als erstes Projekt seiner Art ist die entsprechende Anlage des Pumpenherstellers Grundfos im Oktober in Betrieb gegangen und wird seitdem feinjustiert. Im Anschluss soll der Regelbetrieb beginnen. Betreiberin ist die NGN Netzgesellschaft Niederrhein, die ebenfalls zum SWK-Mutterkonzern gehört.

 Ziel des Projektes ist es, mit der neuen Anlage Wärmeverluste zu reduzieren und die Einspeisung von Wärmequellen mit niedrigerer Temperatur zur ermöglichen. Dafür sorge eine zielgenaue Absenkung durch eine intelligent gesteuerte Beimischung aus dem Rücklauf.

Klimaschutzplan soll
unterstützt werden

„Mittels der Temperaturoptimierung stellen wir die zukunftsorientierten und nachhaltigen Weichen für unsere Krefelder Fernwärmeversorgung und gestalten die Wärmewende in Krefeld. Die Absenkung der Vorlauftemperaturen ermöglicht Co2-Einsparungen und unterstützt dadurch die Umsetzung des Krefelder Klimaschutzplans“, erläutert Jessica-Elena Balzer, bei der SWK Energie zuständig für Fernwärme und Individualprojekte. Reduzierte Temperaturen im Fernwärmenetz seien zudem die Voraussetzung dafür, dass Abwärme der Industrie sowie Wärme aus regenerativen Energiequellen eingespeist werden können. „Unsere Fernwärmekunden werden langfristig von der Steigerung der Einspeisungspotenziale profitieren.“

Um die Absenkung im Lastbetrieb zu testen, entschied sich der Betreiber im ersten Schritt für ein Pilotprojekt in einem günstig gelegenen Teilstrang in Uerdingen. Darüber werden unterschiedliche Verbraucher mit Wärme versorgt, darunter mehrere Schulen, ein Supermarkt sowie Ein-und Mehrfamilienhäuser. Die Anschlussleistung beträgt aktuell etwa 4,5 Megawatt Wärme. Die intelligente Temperatur-Regelung mit Pumpe, Ventilen, Temperatur- und Drucksensoren ist zwischen dem Hauptnetz und dem betroffenen Netzabschnitt installiert. Die Herausforderung bestehe darin, die vorgegebene Sollwerttemperatur möglichst exakt auszuregeln.

Die um bis zu 25 Grad geringere Vorlauftemperatur sieht man bei der NGN als entscheidenden Vorteil. Denn Vorlauftemperaturen von dauerhaft unter 100 Grad machten den Netzbetrieb sicherer und effizienter. Sie bedeuteten geringere Wärmeverluste und eine geringere Beanspruchung des Rohrsystems. „Ein großer Vorteil ist auch, dass wir bei der Nutzung von Wärmequellen flexibler werden und zukünftig auch Wärmequellen mit Temperaturen von unter 100 Grad ins Netz einspeisen können“, ergänzt Tobias Kox von der Abteilung Asset-Management und Planung bei der NGN. Red/WD