Klimaschutz Mehr Grün auf den Dächern soll das Klima in Krefeld verbessern

Krefeld · Die Stadt hat Leitlinien erarbeitet, um Dachbegrünungen stärker zu fördern. Bisher wird diese Möglichkeit noch viel zu selten umgesetzt, obwohl es dafür sogar Geld aus dem Programm Stadtumbau West gibt.

Keinen Garten, sondern ein grünes Dach mit Stauden, Buchenhecken, Rosen und kleinen Bäumen stellten im Vorjahr Sparkasse und Grüne bei einer Info-Veranstaltung in der Zentrale des Geldinstitus am Ostwall vor.  

Foto: Andreas Bischof

Für den Naturschutzbund (Nabu) in Krefeld ist die Sache völlig klar: „Die Krönung der Hausbegrünung ist im wahrsten Sinne des Wortes die Dachbegrünung.“ So ist es auf der Homepage des Vereins zu lesen, wo auch an ein Wort des Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser erinnert wird: „Was man der Natur unten weg nimmt, muss man ihr oben zurück geben.“ Ganz in diesem Sinne handelt derzeit die Stadt Krefeld: Zur weiteren Beratung hat sie Leitlinien erarbeitet, die im Stadtgebiet die Dachbegrünung bei Neubauprojekten fördern sollen. In seiner Sitzung am Mittwoch wird sich der Bauausschuss mit dem Papier beschäftigen, das der Stadtrat schon Anfang Februar verabschieden soll.

Bauherren und Architekten befürchten bisher die Mehrkosten

Das Strategiepapier stellt die Vorteile der Dachbegrünung dar, beschreibt die Kosten, informiert über die unterschiedlichen Begrünungsformen, erläutert die zur Verfügung stehenden Instrumente zur Umsetzung und entwickelt Leitlinien für den Umgang mit Dachbegrünungen. Durch verstärkte Beratung und Information soll das Ziel erreicht werden, „dass bei Neubauvorhaben flache und flach geneigte Dächer von Gebäuden in deutlich stärkerem Maße als bisher begrünt werden“, so die Stadt. Denn in der Vergangenheit seien teilweise „erhebliche Vollzugsdefizite“ in der Umsetzung von Dachbegrünungen zu beklagen gewesen, „weil Bauherren und Architekten Mehrkosten fürchteten oder ihre Baufreiheit eingeschränkt sahen“.

Das zeigt sich auch an den finanziellen Zuschüssen für solche Projekte. Solche werden durch die Stadt Krefeld im Rahmen des Förderprogramms Stadtumbau West ermöglicht – nur abgerufen wurden sie bisher nicht. Auch eine indirekte Förderung durch eine niedrigere Abwassergebühr wäre möglich. Der Kommunalbetrieb Krefeld hat dazu allerdings angemerkt, dass dies noch eingehend geprüft werden müsse, da negative Auswirkungen für die Solidargemeinschaft aller Abwassergebührenzahler zu befürchten seien.

Aus Sicht der Stadt Krefeld kann ein Ausbau der Dachbegrünung auf jeden Fall ein zentraler Baustein einer Anpassungsstrategie an den Klimawandel sein. Denn solche Dächer tragen zur Reduzierung des Niederschlagswasserabflusses, zur Verbesserung der Stadtgestaltung und der Luftqualität bei.

Vor allem im Bereich sogenannter „Hitzeinseln“ – in Krefeld sind dies neben den Gewerbegebieten in erster Linie die Innenstadt und das Zentrum von Uerdingen – könnten solche zusätzlichen Grünflächen zur Absenkung der Temperatur und zur Verbesserung des Klimas beitragen. Daher soll in solchen Bereichen eine Dachbegrünung für Flachdächer und flachgeneigte Dächer bei neu zu errichtenden Gebäuden und bei einer genehmigungspflichtigen Änderung vorgeschrieben werden. Im Rahmen des Konzeptes „Krefeld Klima 2030“ sollen die Hitzeinseln analysiert werden.

Schon im vergangenen Herbst hatte ein Vortrag bei der Volkshochschule, der in Zusammenarbeit mit Stadt und „Fridays for Future“ zustande gekommen war, hervorgehoben: „Eine Dachbegrünung schützt und dämmt nicht nur das Gebäude, sie verlängert auch die Lebensdauer der Dachabdichtung, bietet Pflanzen und Tieren neuen Lebensraum, verbessert das Klima und steigert somit die Biodiversität in der Stadt. Kein Dach ist zu klein und kein Objekt zu groß, um es zu begrünen.“ Aktuell sagt die Stadt Krefeld: „Mit der Dachbegrünung wird ein städtisches Grünflächenpotential ohne Bodenverbrauch erschlossen.“ Dächer hätten eine Schlüsselrolle bei der Schaffung neuer innerstädtischer Grünflächen.

Angestoßen worden waren die nun vorliegenden Leitlinien im vergangenen Jahr durch einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen. „Krefeld ist zwar eine grüne Stadt, aber man kann und muss mehr machen“, hatte deren Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias dazu schon vor zwei Jahren im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Ob die Grünen mit dem nun vorgelegten Konzept zufrieden sind, blieb am Montag offen: Ein Anfrage dazu blieb bis am Abend unbeantwortet.