Bilanz-Vorstellung Wie die Sparkasse Geldautomaten-Sprengungen verhindern will
Krefeld · Die Sparkasse Krefeld präsentiert Bilanz für das Geschäftsjahr 2023 und ist angesichts herausfordernder Zeiten zufrieden. Sorgen bereiten die vielen Sprengungen von Geldautomaten trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen.
Ein Wort war am Freitag in der Vorstandsetage der Sparkasse Krefeld häufiger zu hören: Herausforderung. Sowohl gesellschaftlicher als auch wirtschaftlicher Natur. In vorderster Linie nannte Vorstandsvorsitzender Lothar Birnbrich bei der Vorstellung der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr den starken, schnellen Zinsanstieg, der großen Einfluss auf das Geschäft gehabt habe. Herausfordernd sei aber auch das eingetrübte konjunkturelle Umfeld zu nennen, das sich in mangelnder Investitionsbereitschaft ausgedrückt habe. Trotz alledem wollte Birnbrich die Bilanz „ausdrücklich als gut“ verstanden wissen. Kreditnachfrage, eine dynamische Entwicklung des Kundenwertpapiergeschäftes und die Stabilisierung der laufenden Ergebnisrechnung hätten die gute Marktstellung im Geschäftsgebiet gefestigt.
In Zahlen sieht das so aus: Das Kreditvolumen stieg um 2,8 Prozent beziehungsweise um 175 Millionen Euro, sodass am Jahresende 2023 Kundenkredite in Höhe von 6,3 Milliarden Euro verzeichnet wurden. Über alle Kundengruppen hinweg – also unter anderem Privatpersonen, Unternehmen und Selbstständige – wurden neue Kreditmittel in Höhe von 884 Millionen Euro ausgezahlt. Der Bestand gewerblicher Kredite an Unternehmen und Selbstständige stieg leicht um 47 Millionen Euro auf ein Volumen von 2,74 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Plus von 1,7 Prozent zum Vorjahr.
Unternehmen halten sich mit Investitionen noch zurück
Trotz der Neuzusagen in Höhe von 398 Millionen Euro sei bei den Unternehmen eine ausbleibende Investitionsbereitschaft zu spüren, die sich auch in diesem Jahr fortsetzen dürfte, prognostizierte Vorstandsmitglied Volker Schramm. Denn die Wirtschaft erwarte laut verschiedener Stimmungsbilder eher Risiken als Chancen – und Herausforderungen. Als Sparkasse führe man insbesondere bei den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung viele Gespräche mit den Unternehmen. „Auch mittelständische Firmen müssen in Zukunft mehr Daten zu ihrer Nachhaltigkeit sammeln“, betonte Schramm. Nicht nur für die vielen Landwirte im Geschäftsbereich sei dies eine große Aufgabe, bei der man als „ganzheitlicher Transformationsbegleiter“ helfen wolle. Dafür werden die Finanzberater im Zertifikatslehrgang „Sustainable Finance“ geschult, um in diesem Bereich noch besser beraten zu können.
Beratungsbedarf gab es bei vielen Kunden im abgelaufenen Jahr auch beim Thema Geldanlage. Prägendstes Element in diesem Bereich sei das normalisierte Zinsumfeld gewesen. „Gerade in den ersten drei Monaten des Jahres setzte ein bemerkenswerter Run auf festverzinsliche Wertpapiere ein“, sagte Birnbrich. Im Ergebnis übertreffe der Nettoabsatz in Höhe von 373 Millionen Euro inklusiver eigener Schuldverschreibung die beiden bisher wertpapierstärksten Jahre 2021 (172 Mio. Euro) und 2022 (170 Mio. Euro) der Sparkasse Krefeld. Festverzinsliche Wertpapiere seien die klare Nummer 1 in der Kundennachfrage gewesen. Insgesamt betreute die Sparkasse Krefeld rund 40 000 Wertpapierdepots. Das Bestandsvolumen lag mit 2,8 Milliarden Euro fast eine halbe Milliarde über dem Vorjahreswert.
Geldautomaten-Sprengungen verursachen Millionenschaden
Das starke Wertpapiergeschäft wirkt sich an anderer Stelle negativ aus. Bei den klassischen bilanzwirksamen Kundeneinlagen gab es einen Rückgang auf 7.378 Millionen Euro. Zu begründen sei dies aber auch damit, dass die Sparfähigkeit in Teilen der Kundschaft gesunken ist. Die Mittel, die während der Corona-Pandemie zurückgelegt wurden und der Sparkasse einen starken Einlagenzuwachs bescherten, müssten von vielen Menschen jetzt sukzessive für die Kosten des täglichen Lebens verwendet werden.
Dass dafür Bargeld noch immer eine gern genutzte Quelle ist, verdeutlichte Vorstand Jochem Dohmen. 8,2 Millionen Transaktionen habe es 2023 an den 109 Geldautomaten gegeben. „Nahezu 6,6 Millionen davon waren Aus- und Einzahlungen, was die unverändert hohe Bedeutung der Bargeldversorgung unterstreicht“, so Dohmen. Allerdings berge die flächendeckende Versorgung mit Geldautomaten auch erhebliche Risiken. Trotz erheblicher Investitionen in Technik und Aufklärung – zum Beispiel Verneblung der Vorräume bei illegalem Betreten und Einfärbung der Geldscheine mit Tinte – sei die Sparkasse im vergangenen Jahr siebenmal Opfer von Sprengungen gewesen. Die Folge: Die entstandenen Schäden an den Gebäuden führten dazu, dass diese auf den Rohbaustand zurück- und danach wieder aufgebaut werden müssen. Denn neben den meist zerstörten Fassaden seien auch Technik und Inneneinrichtung stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Allein für die Beseitigung der Schäden aus den Sprengungen des Jahres 2023 seien 2,3 Millionen Euro veranschlagt. Problematisch sei in diesem Zusammenhang auch die angespannte Lage im Bausektor, die alle Bauherren vor große Herausforderungen stelle. Neben der grundsätzlich geringen Verfügbarkeit von geeigneten Handwerksbetrieben verzögerten lange Lieferfristen die Fertigstellung. So seien beispielsweise im Gewerk Metallbau sechs Monate Lieferfrist nach einer finalen technischen Klärung normal, die Lieferung für Geldautomaten betrage sogar neun Monate.
Trotzdem hält die Sparkasse nach eigenen Angaben am Filialnetz als „zentrales Herzstück der Sparkassenidee“ fest, investiert dazu in neue Standorte. Bei Neubauten wolle man die Errichtung eigener Geschäftsräume mit einer Direktinvestition in Wohnimmobilien verbinden. So etwa in Traar, wo bis Ende 2024 neben der neuen Filiale 15 barrierefreie Zwei-, Drei- und Vierraumwohnungen entstehen. Am Vluyner Platz entsteht zudem bis 2026 eine Filiale mit sechs Wohneinheiten.