KARNEVAL Creinvelt-Premiere mit jeckem Erbe
Krefeld · Ob Bauhaus oder Brauhaus, im Parkhotel trieb das Programm dem Publikum Tränen in die Augen – vor Lachen.
Lag es am erstmals sperrigen Titel? Erfolgte die Klausurtagung diesmal unter einem ganz besonders heiteren Stern? Die gestandenen Herren von Creinvelt haben sich auf jeden Fall selbst übertroffen bei der Premierensitzung unter dem Motto: „Crein(w)eltkulturerbe im B(r)auhausjahr 2019“. Früher hieß es schon mal: „Jenau so isset!“ Die aktuellen Ideen und Späße trieben den Zuschauern diesmal vor lauter Lachen Tränen in die Augen. Und die Lokalpolitik bekam ihr Fett weg.
Wenn selbst ein gestandener Bühnenmann, Creinvelt-Troubadour Charly Nießen, vor lauter Lachen nicht mehr weitersingen kann, das Präsidium ansteckt und die Zuschauer sowieso, dann kann es kaum besser werden. Als „Ne schaerpe Hahn“ im entsprechenden gelben Plüschkostüm besang er die „Hennen“ in den Stadtteilen: „Ich liebte ’ne Henne in Hüls, die laberte nur Gesülz. Ich liebte ’ne Henne in Gellep, die sagte, mach schnell Depp.“Den Prolog gestalteten vier Bauarbeiter der Firma H.E.L.P. in der Pause. „100 Jahre Bauhaus, es geht weiter, die Stadt gibt Gas. Im Kaiserpark bauen wir ganz groß, ein Vogelhaus ganz aus Holz. 450 000 Euro für einen Vogelpavillon.“ Frage des Poliers mit Blick auf Bauhaus-Architekt Mies van der Rohe: „Müsst Ihr alles mies machen?“
Jeder Auftritt war klasse. Darauf dreimal Heil und Humpen. Präsident Georg Rupp – diesmal seriös in Frack und Zylinder, „kein Fuddel aus dem Internet“ – begrüßte das singende und gut aufgelegte Prinzenpaar Andreas II. und Claudia II.. Letztere war mutig. „Wenn ein Prinz in Strumpfhosen auf der Bühne steht, wann tanzt hier die erste Frau als Mitglied über die Bühne?“ Rupp dazu: „Das ist ein heißes Eisen.“
Er erklärte mit Augenzwinkern, dass sich die Creinvelter selbst als Weltkulturerbe bezeichneten, aber der Titel Bauhaus zu anständig gewesen sei. „Ein Schelm fügte das ,r’ hinzu. Das macht Sinn. Denn auch Wasser wird zu einem edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen.“
Der Nachwuchs des Vereins wächst heran. Mit Simon Arens und Dominik Schramm prüfte Johannes Kockers zwei, die Spouljonges, die richtige Creinvelter werden wollen. Dafür boten sie an, Programmhefte zu verteilen und Rollatoren zu ölen, um Frauen kennenzulernen. Vorsitzender Wilhelm Havermann war die schwarz-gelbe Spottdrossel. „Die Krefelder sind ein Volk mit Perspektivwechsel. 450 000 Euro für einen Holzpavillon und in einigen Jahren ist davon nichts mehr zu sehen. Künftiges hat keine Zukunft. In die Fenster im Eiermann-Bau Stadthaus ziehen Mädels nach Amsterdamer Modell. Perspektivwechsel wird hier zur Narretei.“ Zum Stadtbad Neusser Straße: „Denkmalschutz heißt: Es bleibt wie es ist.“
Wie immer total klasse: „Die drei Damen“, egal, wo sie ablästern, und auch die Pink Propeller. Das gab es Seitenhiebe fürs Parkhaus hinter dem Rathaus, „wo der Bürger vor Scham versinkt, weil es dort so schrecklich stinkt“.