Herr Berlemann, zunächst sei die Frage erlaubt: Wie geht es Ihnen?
Interview Zoofreunde-Vorsitzender: „Der Tod der Tiere ist furchtbar“
Krefeld · Friedrich Berlemann bewegen neben der Trauer und dem Entsetzen auch die vielen Nachrichten von Unterstützern, die er noch in der Nacht des Feuers erhielt.
Die Schrecken der Silvesternacht und die anhaltende Fassungslosigkeit sind Friedrich Berlemann anzusehen. Auch für den Vorsitzenden der Zoofreunde Krefeld sind die Geschehnisse „einfach unglaublich“. Im Interview spricht er sowohl über die Stunden nach der Zerstörung des Menschenaffenhauses als auch über die Fragen der kommenden Monate.
Friedrich Berlemann: Ich bin erschüttert und entsetzt, dass so etwas passieren kann. Ich habe natürlich die ganze Nacht nicht geschlafen, habe im Internet die Bilder der furchtbaren Flammen gesehen. Dass die Tiere so sterben mussten, ist furchtbar.
Hatten Sie zu einem der Tiere ein besonderes Verhältnis, wie es ja oft bei Zoomitarbeitern, Zoofreunden und anderen Besuchern der Fall ist?
Berlemann: Massas Tod geht mir besonders nahe. Er ist so ein toller Silberrücken gewesen, der so viel Kraft, Stärke und soziale Kompetenz ausgestrahlt hat, der sich immer so liebevoll um seine Familie gekümmert hat und für so viel Nachwuchs gesorgt hat. Seine Kinder leben weltweit in vielen Zoos. Als vor Jahren bekannt wurde, dass er steril war, hat er sich trotzdem so gut in seiner Gruppe gehalten. Jetzt hat er hier sozusagen sein Altenteil genossen und ist jetzt so erbärmlich gestorben. Auf der einen Seite steht bei mir das Entsetzen über seinen und den Tod der anderen Tiere. Auf der anderen Seite, muss ich sagen, haben mich bereits in der Nacht so viele Nachrichten erreicht, die mich auch etwas positiv in die Zukunft blicken lassen.
Welche sind das zum Beispiel?
Berlemann: Seit vier vor eins stand in der Nacht das Handy nicht mehr still. Auch Zoofreunde aus ganz Deutschland haben sich bei mir gemeldet und mir ihre Hilfe zugesagt. Es gibt ja mehr als 60 Zoo-Fördervereine in Deutschland mit rund 110 000 Mitgliedern. Zum Beispiel hat sich Bruno Hensel vom Zoo-Verein Wuppertal gemeldet und Unterstützung angekündigt. Es gibt auch schon eine Reihe von Spendenaufrufen.
Was ist denn dabei das Ziel? Bisher hatten die Zoofreunde mehr als zwei Millionen Euro für das geplante neue Außengehege „Schimpansenwald“ am Affentropenhaus gesammelt...
Berlemann: Durch das Feuer sind wir wieder bei null. Es muss eine komplett neue Planung erstellt werden. Wir wollen möglichst schnell Geld sammeln, um das Ziel eines Menschenaffenparks zu erreichen. Unser Appell ist, alles zu tun, um weiter Menschenaffen im Krefelder Zoo halten zu können. Man weiß, wie es in den Herkunftsländern unserer bisherigen Menschenaffen, also in Afrika und Borneo, aussieht. Die Arten sind vom Aussterben bedroht. Für die Zoofreunde ist der Artenschutz das entscheidende Motiv. Artenschutz hat weltweit die größte Priorität.
Wie viel Hilfe brauchen der Zoo und die Zoofreunde denn? Es gibt doch eine Feuerversicherung für das Gebäude?
Berlemann: Was die Versicherung zahlen wird, wird sich in den kommenden Tagen klären. Normalerweise wird ein Gebäude anhand des ursprünglichen Herstellungspreises versichert. Das Affentropenhaus hat damals beim Bau rund zwei Millionen D-Mark gekostet. Damit lässt sich kein Neues bauen. Wie Zoodirektor Wolfgang Dreßen bereits gesagt hat: Ein neues Haus nach heutigen Standards dürfte eine hohe doppelstellige Millionensumme kosten. Daher mein Appell, uns zu helfen.