Performance Brummeln und Gurgeln

Krefeld · Im Theater am Marienplatz wird mit Staubsaugern Musik gemacht.

Am TAM gab es diesmal „Staubsaugermusik“ zu erleben.

Foto: Mark Mocnik

„Bitte nicht nachahmen“, würde wahrscheinlich im Fernsehen eingeblendet: Gereon Bründt und Karsten Lehl stehen auf der Bühne des Theaters am Marienplatz (TAM) und halten sich Staubsaugerdüsen halb an die Wange, halb an den Mund. Dazu sprechen und singen sie, aber die Sauger verfremden die Klänge. Im TAM gab es jetzt die Premiere des Programms „Staubsaugermusik“.

Der Abend beginnt etwas unappetitlich mit der Performance „Staubstelle“ von Suchan Kinoshita, ausgeführt von TAM-Hausherr Pit Therre. Er puhlt mit Pinzetten in Staubsaugerbeuteln herum. Aus dem Staub zieht er unter anderem Holzsplitter, demnächst auch Wertvolleres? Dann agieren Bründt und Lehl mit den Staubsaugern. „Witten Vakuum“ heißt das Duo von Carola Bauckholt, die wie Kinoshita aus dem TAM-Ensemble hervorgegangen ist. Kinoshita hat ihren Weg in der Kunst, Bauckholt in der zeitgenössischen Musikszene gemacht. Laut Programm interessiert sich Bauckholt schon seit langem für Saugklänge. Im Internet findet man, dass sie „mit dem Saugrohr eines Staubsaugers experimentiert (hat)“, und weiter: „Durch die Veränderung der Mundhöhle können unzählige neuartige Klänge erzeugt werden.“

„Witten Vakuum“ ist dramaturgisch gut gebaut. Lange Klänge erinnern an brummelnde Didgeridoos, kurze und lange Klänge werden kontrastiert. Gesprächsfetzen klingen, als würden Daisy und Donald Duck miteinander streiten. So entsteht auch Komik. In nur kurzer Zeit wird ein reiches Klangspektrum geboten, formale Durchdachtheit enthebt das Stück der Welt des Kuriosen.

Das „Staubsaugerquartett“ von Therre beendet den Abend. Das ist eher nur eine Materialsammlung. Alfred Pollmann, Björn Kiehne, Stefan Hölker und Gereon Bründt agieren nebeneinander und starren dabei auf eine Uhr. Offenbar haben sie Zeitlimits zu beachten. Sie halten verschiedene Dinge an die Staubsaugerrohrmündungen oder lassen sie auch hineingleiten. Papierstreifen ergeben dabei gurgelnde Geräusche, in den Kelch eines Glases versenkt, erzeugt das Saugrohr sehr hohe Töne.

Nach einer Weile setzen sich die Spieler Tiermasken auf, man könnte von aufgesetzter Komik sprechen. Komisch gemeint ist das nicht, wahrscheinlich sollen die Masken die Spieler entpersonalisieren. Spielgestus und Vorgehen der Akteure ändern sich nicht. Man hat es weiter mit einem Neben- und Nacheinander von zugegeben teils überraschenden Klängen zu tun. Abgesehen von der Zeitstruktur und vorgegebenen Materialwechseln ist das eine undynamisch gestaltete Minimaldramaturgie – und so zieht sich Therres Stück. Trotzdem ist der Abend im TAM insgesamt recht unterhaltsam. kMs