Kultur Eine Gartenparty hinter Haus Esters und Lange
Krefeld · „Moving Mood – Kunst im Garten“ tauchte die Bauhaus-Villen und das ganze Areal in eine kunstvoll gefärbte Volksfest-Stimmung.
Gemeinhin eilt Museen bisweilen der Ruf voraus, etwas sterile, durch jede Pore ihrer Mauern Kennzeichen von Hochkultur ausstrahlende Atmosphäre zu beherbergen. Orte voller wertvoller Kunst, die es ehrfürchtig zu betrachten gilt, am besten versehen mit Hornbrille und schwarzem Rolli. Wann endlich kann man mit derartigen Vorurteilen aufräumen und wann endlich wird man verstehen, dass Hochkultur und lebendige Kulturvermittlung, gepaart mit einer einladend entspannten Umrahmung, keine Widersprüche sind, sondern zwei notwendige Seiten einer Medaille?
Mit Liegestühlen gab es Urlaubs-Stimmung an den Bauhaus-Villen
Nun möchte man fragen, wieso der Autor dieser Zeilen just dieses überkommene Bild eines Museum als Trutzburg elitären Dünkels heranführt und somit das Klischee weiter nährt. Weil das, was man nun am und um Haus Lange und Haus Esters erleben konnte, genau das Gegenteil auszustrahlen vermochte. Diametral – wenngleich es durch Führungen durch die Bauhaus-Villen und ein kunstpädagogisches Angebot im Garten auch der kulturelle Aspekt, abseits des simplen Faktums, dass sich alles in der Kulisse der Mies-van-der-Rohe-Bauten abspielte, mitschwingen konnte. Der Gartenbereich hinter den Villen war bei dem Kunst-Im-Puls „Moving Mood – Kunst im Garten“ zwar nicht mit „Kunst“ im gestrengen eigentlichen Sinne befüllt, und wirkte vieles durch die Präsentation bisweilen eher weniger wie das Garten-Event eines Museums, sondern wie ein Volksfest organisiert von einem Bürgerverein, so war doch eines überdeutlich zu spüren: Durch dieses Event mit etlichen Menschen unterschiedlichster Art wurde das Areal rund um die Häuser mit einer überaus entspannt wirkenden Menge an Besuchern gefüllt. Seien es beispielsweise Freunde und Assoziierte des Museems oder auch interessierte Familien. Die sich bei Kaltgetränken, auch mal auf den Liegestühlen sitzend den Abend in kulturvoller Kulisse verschönern wollten. Indes nicht zu vergessen die stationäre Kunst in den Gärten.
Das Bistro Liebevoll, das – wie jetzt bekannt wurde – die Gastronomie im KWM übernehmen wird, sorgte für einen Getränkestand hinter Haus Esters und bot ein Sortiment an Erfrischungen an. Dass dadurch indes zeitgleich das Café im Gartenhaus Haus Esters, das vom selben Gastronomen bedient wird, geschlossen blieb, ist etwas schade. Argumente, dafür hätte es ja den Getränkestand an der Terasse gegeben, erschließen sich schon deshalb nicht, weil viele neugierige Besucher den Weg zum Häuschen fanden und sicherlich auch einige dort gerne für einige Minuten verweilt hätten, vielleicht bei einem späten Cappuccino oder bei einem Stückchen Kuchen. Nur verwaist standen die Kuchenglocken in dem kleinen, aber sehr stimmungsvollen Gartenhaus. Aber man möchte nicht das Haar in der Suppe suchen; es gebe ja sonst auch genug Interessierte, die den Weg an den regulären Öffnungstagen dort hin finden würden, versicherten uns Mitarbeiter der Kunstmuseen Krefeld.
Diese sorgten unter einem kühlenden Baum auch für kreative Möglichkeiten. In einem Workshop, der als „Mobiles in Bäumen“ angekündigt war, sich in Aktion aber eher als „wir bauen uns ein futuristisches Fantasiehaus“ herausstellte, konnten Besucher mit einer üppigen Auswahl an Materialien unter fachkundiger Hilfestelllug schöpferischen Impulsen folgen und auf Pappunterlagen bunte Gebilde „basteln“. Dieses Wort „basteln“ muss man aber in diesem Kontext etwas kunstvoller begreifen. Kunstvoll wirkten somit auch einige der Produkte, gerade die, die eben nicht nach „basteln“ aussahen.
Für Bewegung, unter dem Motto „Sport im Garten“, sorgte ein gesponserter Bereich hinter Haus Lange. Dort gab es neben verschiedenem Sportgerät, was man üblicherweise aus Kindergärten kennt, auch beispielsweise die Möglichkeit für Denksport bei einer Schachpartie.
Doch gefühlt und auch sichtbar tummelten sich die meisten Besucher auf der Terrasse hinter Haus Esters, wo es zudem einen Blick auf die Ecke gab, in der sich die Band „Trububu“ postiert hatte. Sie spielte drei Sets, um 18.30 Uhr, 19.30 Uhr und schließlich um 20.30 Uhr und verlieh der Gartenparty einen weltmusikalischen Touch. Fast ein Hauch Urlaubs-Stimmung bahnte sich seinen Weg durch und in die minimalistische Architektur, in den bei aller Geradlinigkeit romantisch anmutenden Garten. Nur hätte man sich bei der durchaus musikalisch mitreißenden Qualität der drei Musiker eine etwas weniger „schattige“ Präsentation gewünscht. Brahima Diabate, Dani Torres und Lucas Bárcena entzückten viele der Besucher mit ihrer Gitarrenkunst, dem rhythmisch lebendigen Balafon-Spiel und einer „Coolness“ mit spanischem Flair.
Gerade der etwas sonderbare Gegensatz zwischen Bauhaus-Stimmung und sommerlicher Ferien-Party-Laune machte diesen Abend, der um 21 Uhr zu Ende war, zu dem, was es war.