Move: Getanzte Verwirrung
Bei „The Parallax View“ geht es um unsere Wahrnehmung und irgendwie um eine Verschwörung.
Krefeld. In einem Video rennt eine Frau durch einen Wald. Die gleiche Frau - Tänzerin Raquel Torrejón - läuft auf der Bühne, tritt aber auf der Stelle. In einem Zelthaus mit Fenstern sitzen zwei Paare. Manchmal schauen sie der Frau vom Inneren aus zu. Projektionen vom Inneren des Hauses auf seine Wände flechten eine weitere Wahrnehmungsebene ein.
Offenbar geht es um Wahrnehmung und Verwirrung in "The Parallax View", dem Stück der Bonner Compagnie Cocoondance, mit dem sie jetzt bei "Move!" gastierte. Als Parallaxe bezeichnet man den Umstand, dass sich ein Objekt zu verschieben scheint, wenn das wahrnehmende Subjekt seine Position zu ihm verändert.
Außerdem geht es um Verschwörungstheorien, wie man im sehr theorielastigen Programm liest. Eine Verschwörungstheorie ist meist eine bloße Behauptung. Ein Ereignis wird mit einer Erklärung nachvollziehbarer gestaltet, die meist mit dunklen Machenschaften zu tun hat.
Die wahrnehmenden Subjekte der Aufführung, also die Zuschauer, werden nun nicht gezwungen, sich andauernd zu bewegen, um verschiedene Sichtweisen zu entwickeln. Diese versucht das Stück mit diversen Techniken aus sich selbst heraus.
So kann das Haus verschoben werden oder nur Wände, so dass das Innen ein Außen wird. In diesem Außen zeigen die Paare Duos, die zwischen Annäherung und Abwehr schwanken. Das ist tänzerisch interessant, erschöpft sich aber in Wiederholungen.
Die Dame vom Anfang geistert beobachtend durch die Szenerie. Am Ende wird sie ins Haus gesteckt, um da ihren Lauf fortzusetzen, die Paare bleiben draußen. Eine weitere Verschiebung, mit der Rafaele Giovanola (Choreographie) und Rainald Endraß (Dramaturgie) das Publikum vielleicht verwirren wollen? Darüber mögen Verschwörungstheoretiker nachdenken.