Schultheater Staunzeit: Wenn junge Menschen Bühnen erobern
Krefeld · Das Schultheater-Festival des Theaters Krefeld-Mönchengladbach und des Kresch zeigt vom 25. bis 28. Juni sieben besondere Produktionen.
Erinnern Sie sich noch an dieses Gefühl aus ihrer Jugend oder Kindheit? Diese außergewöhnliche Mischung aus Aufregung, Stolz, Euphorie – dieses Dahinschweben auf der Bühne, wenn es einmal so richtig losging? Jene Erlebnisse, die nahezu ein jeder aus seiner Jugend oder Kindheit kennt, sind kleine oder auch größere Theateraufführungen, vielleicht zunächst an der Kita, später an der Schule oder sogar in einer Theatergruppe oder AG. Wie großartig ist es, zusammen mit den Klassenkameraden gemeinsam an einem Stück – dabei war es wohl zweitrangig, um welches es sich handelte – zu wachsen, sich auszuprobieren, sich und die Mitschüler von einer ganz neuen Seite kennenzulernen. So mancher Außenseiter entpuppte sich bei dem Schultheater als veritable Rampensau, Hinterbänkler kamen plötzlich ganz in die erste Reihe und so mancher Klassenclown bewies, wie ernsthaft er doch sein kann – alles nur, weil man gemeinsam darauf zu arbeitete, ein Stück auf eine Bühne zu bringen, idealerweise eines, das alle inspirierte, das man gemeinsam nach den eigenen Gedanken um- oder neugestaltete.
Schüler können Stücke auf einer echten Bühne zeigen
Wie muss dieses besondere Gefühl für Schüler erst sein, wenn sie ihre Produktionen nicht nur in der Aula – wobei dies auch sehr schön sein kann –, sondern auf einer richtigen professionellen Bühne und unter entsprechenden Bedingungen zeigen können?
Genau diese Möglichkeit, durch Theater zu wachsen, sich zu entwickeln und die Ergebnisse schließlich auf großer Bühne zu zeigen, bietet das Schultheater-Festival „Staunzeit“ in den Räumen der Fabrik Heeder. Dieses gemeinsame Projekt vom Kresch-Theater und dem Theater Krefeld-Mönchengladbach ist für hiesige Schulen ein Glücksfall. Denn wann hat man schon die Chance, als ganz normale Klasse, die eigenen im Unterricht oder auch in einer AG entwickelten Ideen unter „realen“ Bedingungen mit Hilfe von Technikern zweier Theater auf die Bühne zu bringen?
Die einzelnen Teilnehmer-Gruppen des Festivals, das zum vierten Mal stattfindet, werden während der Aktion von den Theaterpädagogen der beiden Häuser betreut, haben sogar die Möglichkeit, ganze drei Stunden vor Ort auf der Bühne zu proben. Dabei helfen die Technik-Teams, die vielleicht auch noch verborgenen Potenziale des jeweiligen Theaterstückes in die Realität zu transferieren, mit allen Effekten und Möglichkeiten, die die Bühnen vor Ort bieten.
Diesmal sind es an vier Tagen – vom 25. Juni bis zum 28. Juni – insgesamt sieben Gruppen, die ihre Stücke präsentieren werden.
Wir stellen die einzelnen Produktionen kurz vor:
Dienstag, 25. Juni Nach der Eröffnung (16.30 Uhr), bei der die Macher eine kleine besondere Überraschung versprechen, gehört der Auftakt (17 Uhr) dem Literaturkurs (Q1) der Marienschule. In ihrem Stück „Ach komm, das wird schon“ werden die Schüler sozusagen performativ über sich selbst reflektieren. Denn sie möchten in stereotypen Bildern darstellen, wie es aussieht, wenn ein „ganz normaler Literaturkurs“ die Aufgabe gestellt bekommt, ein Theaterstück zu inszenieren. Ein Stück also, das den Entstehungsprozess selbst zum Thema macht und simultan auch generelle Einblicke in die Welt der Schule und Schüler geben möchte. Ab 19 Uhr präsentiert die inklusive Theatergruppe der Dr. Ulrich-Lange-Stiftung ihr Programm „Alida DULST auf Großer Fahrt“. Hier agieren 13 Menschen zwischen 9 und 56 Jahren und bringen eine „Traumschiff Gala“ auf die Bühne.
Mittwoch, 26. Juni Einen Gerichtsprozess auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu bringen und zugleich das Publikum über den Ausgang entscheiden zu lassen, begegnet uns im modernen Theater durchaus immer wieder. Doch die Idee der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, die Böse Stiefmutter aus Schneewittchen vor Gericht zu stellen, erlebt man nicht alle Tage. „Schneewittchen klagt an“ (11 Uhr) des Kurses Darstellen und Gestalten Jahrgang 9 rekonstruiert die Geschehnisse des Märchens anhand von Rückblenden und schließlich entscheidet das Publikum über Schuld und Unschuld der Stiefmutter und Königin.
Die Theater AG des Hannah-Arendt-Gymnasiums inszeniert wiederum einen Klassiker von Dürrenmatt. Ihre Version von „Der Besuch der alten Dame“ ist um 19 Uhr zu sehen. Ein Stück, das zu jeder Zeit aktuell ist und der Gesellschaft einen bitteren Spiegel vorhält.
Donnerstag, 27. Juni Auch eine Grundschule nimmt bei dem diesjährigen Schultheaterfestival teil. Die Theater AG der OGS Bismarckschule präsentiert um 11 Uhr „Das Mädchen von Klugkopf, Liebherz und Starkarm“. Bei diesem Stück wird es nicht nur märchenhafte Lehren geben, sondern es soll auch viel getanzt werden, hieß es bei der Ankündigung. Der Literaturkurs Q1 der Marienschule ist erneut zu sehen. 29 Schüler haben gemeinsam mit der Kursleitung ein eigenes Stück entwickelt, bei dem es in gewisser Weise surreal wird. „Ich glaube, ich bin im falschen Film“ handelt von einem Mädchen, das auf sonderbare Weise während eines Streites mit ihrem Bruder in den Fernseher gerät und dort verschiedene Programme und Filme durchleben muss. Ob sie wieder da raus kommt, kann man ab 19 Uhr erfahren.
Freitag, 28. Juni Das Finale der Staunzeit gestaltet um 11 Uhr das Gymnasium Horkesgath. Dessen Literaturkurs Q1 widmet sich zwar auch dem gleichen Sujet, wie das Hannah Arendt Gymnasium mit Dürrenmatt, doch in einer ganz eigenen Version, wie auch schon der abgeänderte Titel verrät. In „Die Rache der alten Dame“ wird der Grundstrang der Handlung beibehalten, heißt es in der Ankündigung, doch stellenweise modernisiert und unter anderem um eine wichtige Tanzszene ergänzt. Aus der heutigen Realität heraus – einer Deutschstunde, die sich um das Buch dreht – soll das Publikum sukzessive in die Geschichte hineingezogen werden.
Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos. Karten können unter 02151 862626 reserviert werden. Zudem wurde angekündigt, dass sowohl auf der Website vom Kresch-Theater als auch vom Theater Krefeld-Mönchengladbach weitere Informationen zu finden sein werden.