Landgericht: „Kein Gras für Meerschweinchen“
Die Richterin warnt Beteiligte im Prozess um Drogendiebstahl.
Krefeld. Der Streit im Drogenmilieu wächst sich vor Gericht möglicherweise von einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Freiheitsberaubung zum erpresserischen Menschenraub aus. Mit diesem rechtlichen Hinweis eröffnete die Richterin am Montag die Fortsetzungsverhandlung der ersten großen Strafkammer.
Wenn es so kommt, müssen sich die Angeklagten auf lange Haftstrafen einrichten. Die Richterin am Landgericht schien ohnehin geneigt, die Gangart im Prozess zu verschärfen. Zunächst machte sie dem Zeugen, der ebenfalls aus dem Milieu stammt, klar, dass er bei weiteren Lügen mit einer Anklage wegen Falschaussage rechnen müsse.
„Wir reden hier nicht über Gras für Meerschweinchen“, ermahnte sie ihn, den Ernst des Themas Drogen nicht aus den Augen zu verlieren. Dann zog sie sich mit den Schöffen eine Stunde lang zur Beratung zurück, um anschließend den Antrag des Verteidigers abzuschmettern.
Dieser hatte versucht, das Verlesen der Korrespondenz seines Mandanten mit einem der Beteiligten per Facebook aus Datenschutzgründen zu verhindern. Der Schriftwechsel stamme nicht aus einer Überwachungsmaßnahme und sei damit zulässig, so die Richterin.
Bei dem blutigen Streit im Drogenmilieu handelt sich um einen Diebstahl von 1,6 Kilogramm Marihuana im Wert von etwa 12 000 Euro aus einer Tönisvorster Wohnung.
Mit Totschlägern und Fäusten traktierten der Hauptangeklagte und bis zu zehn Helfer den vermeintlichen Dieb und einen zufälligen Begleiter. Beide Folteropfer trugen Brüche, Platzwunden am Kopf und Prellungen am ganzen Körper davon. Doch damit nicht genug: Dem vermeintlichen Dieb wurde ein Pistolenlauf in den Mund gesteckt und gedroht, den Begleiter in der Badewanne zu ertränken.