Fußball Helfer für die jungen Schiedsrichter auf dem Fußballplatz

Krefeld · Künftig soll ein erfahrener Referee als Pate die Anfänger in den ersten Spielen am Spielfeldrand begleiten.

Wenn es mal nicht so glatt läuft beim Spiel, stehen junge Schiedsrichter noch oft unter Stress. 

Foto: dpa/Patrick Seeger

Vor 24 Jahren, als Robin Seifert sein erstes Spiel als Jungschiedsrichter leiten sollte, stand er erst einmal vor verschlossenen Toren. Das Spiel war abgesagt worden. Doch niemand hatte ihm Bescheid gesagt. Seifert stand da also mit seinem Vater und konnte nichts tun. Er fühlte sich alleingelassen.

Als er dann seine ersten Spiele an der Pfeife geleitet hatte, merkte er, auf was er sich da eingelassen hatte. Beschimpfungen von Seiten der Spieler, Trainer und Zuschauer, der raue Ton auf den Fußballplätzen. Keine Komfortzone, erst recht nicht für die Schiedsrichter, die oft im Zentrum der Kritik stehen mit ihren Entscheidungen, selbst wenn sie richtige Urteile fällen.

Das erfuhr Seifert als Spielleiter mit gerade einmal 16 Jahren: Immer im Mittelpunkt – und ganz auf sich allein gestellt. „Es war ein Schock in den ersten Spielen“, erinnert sich Robin Seifert heute, „es war eine harte Zeit.“ Die Abbrecherquote war hoch. Doch der Jugendliche blieb, setzte sich durch.

Heute ist Seifert 40 Jahre alt und im Kreis Krefeld/Kempen seit 2010 für die Ausbildung und das Coaching der Schiedsrichter zuständig. Der Tönisvorster gehört heute dem Verein Borussia Oedt an. Der Fußballverband Niederrhein hat das Modell des Schiedsrichter-Paten verbindlich eingeführt. Seifert begrüßt als Referent für die Jungschiedsrichter diese Maßnahme. „Das finde ich gut. Junge Leute brauchen eine Unterstützung.“ Hilfe für die jungen Schiedsrichter, das hat sich Seifert aus eigener Erfahrung auf die Fahne geschrieben. Derzeit gebe es 40 Unparteiische unter 18 Jahren im Kreis – von 260. Zu wenige, um alle Spiele abzudecken. Im Jugendbereich müssen immer noch Partien von Vertretern der Klubs gepfiffen werden. Deshalb soll die Abbrecher-Quote sinken.

Der Pate wird ein erfahrener Mann an der Pfeife sein, der die jungen Einsteiger vor dem Spiel und während des Spiels zur Seite stehen soll. Es soll zwingend ein und dieselbe Person sein, die einen Unparteiischen in den drei ersten Spielen begleitet. Die Vorbereitung, die Administration, wenn die Spielberichte nach der Partie analog und digital eingetragen werden. Er soll den ausgebildeten Jungschiedsrichter begleiten, als Option auch als „Tandem-Lösung“, also neben ihm auf den Platz stehen. Diese Möglichkeit besteht jedoch schon seit zwei Jahren. Der Pate wird nach der Partie eine Auswertung ausfüllen und diesen an den Schiedsrichter-Ausschuss senden.

Spielleitung bleibt in den Händen des Jungschiedsrichters

Die Spielleitung wird weiterhin allerdings nur in den Händen des Jungschiedsrichters liegen. Der Pate soll nicht einschreiten, er soll Tipps geben, dem Nachwuchsmann Hilfe bieten bei Stellungsspiel und Beistand leisten, wenn die verbalen Angriffe von außen auf ihn einprasseln. „Je jünger die Schiedsrichter sind, desto häufiger wählen sie die Tandem-Lösung“, sagt Seifert: „Im Kreis aber wird es wenig genutzt. Die Rückmeldungen aber sind positiv. Der Pate ist eine Art Airbag. Es ist einer dabei, der mit Eltern oder Trainern reden kann. Er soll Mut machen. Es gibt ein gutes Gefühl, dass man nicht allein ist“, sagt Seifert, denn: „Die Trainer haben nicht immer recht.“

Wenn Seifert seine Unparteiischen ausbildet, dann lenkt er auch immer schon den Blick und die harte Realität, die die Jugendlichen auf den Fußballplätzen erwartet: „Es wird immer jemand meckern. Schiedsrichter sind für viele das notwendige Übel.“ Dennoch sei der Schritt und die Erfahrung für junge Menschen wertvoll, findet Seifert: „Man kann Mut und Durchsetzungsvermögen entwickeln. Das ist auch wichtig für die Persönlichkeit.“