Hockey: „Erfolgreichster Trainer der Welt“ in Krefeld

Nationaltrainer Markus Weise spricht beim CHTC über TV-Vermarktung und Mut.

Krefeld. Markus Weise lächelt verlegen. Gerade hat ihn Dirk Wellen, Vorsitzender des Crefelder Hockey- und Tennis-Clubs (CHTC) in seiner Begrüßung als „den erfolgreichsten Trainer der Welt“ bezeichnet. Drei olympische Goldmedaillen mit der Männer- und Frauen-Hockey-Nationalmannschaft, Gewinn der Champions-Trophy mit beiden Geschlechtern, WM- und EM-Gewinn — die Liste der Erfolge des fast 50-Jährigen (feiert am 19. Dezember runden Geburtstag) ist lang. Am Dienstagabend war Markus Weise zu Gast im Clubhaus des CHTC und stellte sich den Fragen von Moderator Stefan Schröder, gebürtiger Krefelder und Chefredakteur des Wiesbadener Kuriers.

Nach einer eher durchschnittlichen Karriere als Spieler und einem BWL-Studium entschied sich der Diplom-Kaufmann Weise, Trainer bei seinem Heimatverein VfR Mannheim zu werden. Der Durchbruch gelang ihm als Assistent des in Krefeld bestens bekannten Bernhard Peters, heute Sportdirektor bei Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim. Während Trainer in Sportarten wie Fußball bei Erfolgen wie seinen längst Millionen gescheffelt hätten, muss sich Markus Weise für die Goldmedaille mit einer Prämie von 15 000 Euro begnügen, die in kleinen Raten ab 2013 ausgezahlt wird. „Die deutsche Sportlandschaft ist extrem reich an guten Talenten. Es ist schade, dass sie vom Fernsehen nicht einen Funken Aufmerksamkeit erhalten mit dem Totschlagargument, das würde keine Quote bringen“, echauffierte sich der Nationaltrainer. Dass Sponsoren, deren erstes Argument die TV-Präsenz sei, nicht Schlange stünden, sei die Konsequenz daraus.

Moderator Schröder fragte provokant: „Ist Hockey nicht ein Sport für Intellektuelle? Sind vielleicht die Regeln zu kompliziert und das Spiel zu schnell?“ „Ich finde es gut, dass Hockey so schnell ist“, entgegnete Weise, widersprach ansonsten aber nicht, sondern kam stattdessen auf sein Lieblingsthema: Die Leistungsentwicklung und -entfaltung, sowie die Motivation. „Viele Spitzensportler haben die Leistung in sich drin, haben sie im Training entwickelt, bringen sie im Wettkampf aber nicht. Sie sind mental nicht stabil, sind nicht fokussiert.“ Den mentalen Faktor sieht der 49-Jährige bei 50 Prozent. Weise spricht am Abend vor den Spielen gerne über Mut. Sein Credo: „Die Spieler müssen den Mut haben, Fehler zu machen. Wer nur Fehlervermeidung betreibt, kommt im Leben nicht weit.“

Für eine „Vollkatastrophe“ hält er die Reduzierung des Schulsports auf eine Stunde wöchentlich, die Verkürzung der Schulzeit (G8) und „verschulte“ Studiengänge. Weise: „Der Talentepool wird immer kleiner und obendrein immer schlechter ausgebildet. Das wird sich definitiv negativ auswirken, entweder, weil wir mehr Geld für Gesundheitsförderung ausgeben müssen oder weil wir keine Zeit mehr haben werden, Leistungssportler bis zum Ende zu entwickeln.“