Fußball Das Schweigen nach den Rausschmissen

Nach Trainer Stefan Krämer fallen auch Christopher Schorch und Tanju Öztürk dem Reinigungsprozess beim KFC Uerdingen zum Opfer. Assistenztrainer Stefan Reisinger bat am Mittwoch zum Training und schwört Mannschaft auf das Auswärtsspiel in Meppen ein.

Nach der Pfeife von Assistenztrainer Stefan Reisinger spurten die Spieler am Mittwoch im Training am Löschenhofweg – zwei Tage nach der Entlassung von Cheftrainer Stefan Krämer.

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Der Schnee rieselte am Mittwoch auf die Häupter der Fußballer des KFC Uerdingen am Löschenhofweg hinab. Stefan Reisinger leitete durch die ersten Einheiten in Vorbereitung auf das nächste Gastspiel am Samstag in Meppen. Auch der Vorstand kam vorbei, sprach zur Mannschaft. Im Emsland soll Reisinger das Team als Aushilfs-Chef zum Sieg führen.

Das allerdings ist gar nicht so einfach in diesen turbulenten Tagen. Der 0:3-Niederlage gegen die Würzburger Kickers war am Montag die Entlassung von Cheftrainer Stefan Krämer gefolgt. Am Dienstag mussten dann auch die Stammspieler Tanju Öztürk und Christopher Schorch gehen – aus „disziplinarischen Gründen“, wie der Club mitteilte. Zu den Hintergründen gab der KFC keine Stellungnahme ab, auch Stefan Reisinger äußerte sich nicht zu den näheren Beweggründen.

Reisinger: „Jeder Spieler soll sich auf sich konzentrieren“

Er muss das Team nun auf die kommende Aufgabe einstellen: „Es ist krass, was in den letzten Tagen alles auf die Mannschaft eingeprasselt ist. Wir müssen in Meppen einen kühlen Kopf bewahren“, sagt Reisinger. Den Fokus der Spieler auf Samstag richten, die Unruhe ausblenden. „Jeder Spieler soll sich auf sich konzentrieren und die Leistung abrufen“, fordert der 37-jährige Reisinger.

Schorch, der am Mittwoch seinen 30. Geburtstag feierte, hat schon schönere Wiegenfeste erlebt. Einerseits ist zu hören, sein Eintrag auf der Internet-Plattform Instagram habe zum Rausschmiss geführt. Dort hatte er ein Bild eingestellt, das ihn beim Handschlag mit dem mittlerweile geschassten Krämer zeigt, dazu dankende Worte an ihn und weiter: „Einen großen Teil unserer Geschichte hast du geschrieben und warst für den Erfolg maßgeblich verantwortlich.“ Zu viel der Solidarität aus Sicht der KFC-Führung? Die andere Version geht nach Recherchen der WZ so: Im Trainingslager seien beide über die Stränge geschlagen, ein Vorfall, den es zu disziplinieren galt. Die Frage ist dann: Warum erst jetzt? Ist der Vorfall nun erst dem Vorstand zur Kenntnis gelangt?

Club verbittet sich Fragen zu Krämer, Schorch und Öztürk

Der KFC hat sich getreu seiner Linie den Mund verboten, den Spielern zudem. Die Mauer des Schweigens wird durch das Fakt aufgetürmt, das sich der Club auf der Pressekonferenz, zu der er für Donnerstag eingeladen hat, verbittet, Fragen zu den Personalien Krämer, Schorch und Öztürk zu stellen. In der Einladung heißt es, sie, die Fragen, „werden wir nicht zulassen beziehungsweise nicht beantworten. Wir bitten um Ihr Verständnis.“ Ob das gelingt? Auf Dauer? Es bleibt spannend, in und um den Club.

Der Schwund der Innenverteidiger – aus vier mach zwei

Schorch war am Mittwoch nicht zu erreichen. Auch Tanju Öztürk wiegelte ab: „Ich möchte nichts sagen.“ Öztürk und Schorch gehörten dem Mannschaftsrat an, waren Co-Kapitäne und damit wichtige Faktor in der teaminternen Hierarchie. Schorch führte die Mannschaft in den vergangenen drei Monaten aufs Feld, als Mannschaftsführer Mario Erb verletzt ausgefallen war. Zudem tut sich in der Innenverteidigung nun ein Engpass auf. Noch vor einer Woche hatte es dort ein Überangebot gegeben. Jetzt, nach dem Abgang Robert Müllers nach Cottbus und der Freistellung Schorchs, verbleiben nur noch Dominic Maroh und Erb als gelernte Innenverteidiger.

Und als wenn in diesen Tagen nicht schon genug Aufregung um den KFC herrschte, brachte sich auch noch Ex-Profi Mario Basler via Facebook als Freistoßschütze beim KFC selbstironisch ins Gespräch. Eigentlich wollte er aber nur Werbung für seinen Auftritt „Basler ballert“ in der Kufa am 19. März machen.