Krefelder vermacht sein Archiv dem Weltfußballverband
Heinz-Theo Heymann hat mehr als 50 Jahre lang Fußball-Artikel gesammelt. Nun hat er sie an die Fifa übergeben.
Krefeld. Biographien, Fotoalben, Fahnen, Stoffabzeichen, Fußballbriefmarken, alte Programmhefte, Wappen und Autogramme — Heinz-Theo Heymann sammelt alles, was mit Fußball, insbesondere mit der Schiedsrichterei zu tun hat. „Das ist mein Hobby seit meinem 16. Lebensjahr. Ich bin schon fast süchtig“, sagt Heymann, „oder besser gesagt, ich war es. Jetzt habe ich einen Schnitt gemacht.“
Der Grund für das abrupte Ende: Der Familienvater von der Traarer Straße in Krefeld, einst ein routinierter Spielleiter (2. Liga), Schiedsrichterassistent in der Fußball-Bundesliga sowie Schiri-Betreuer bei Bayer Uerdingen, hat nach reiflicher Überlegung sein komplettes „Archiv“ dem Weltfußballverband zukommen lassen. Nach vorherigen Gesprächen mit dem Fifa-Hauptquartier in Zürich transportierte er schließlich die wertvolle Fracht mit seinem Auto von Krefeld in die Schweiz.
Als Dank für die Schenkung hat Fifa-Präsident Sepp Blatter den ehemaligen Krefelder Referee und seine Frau Anita zum Ballon D’or (Goldener Ball) in den Züricher Kongresssaal eingeladen, wo am 7. Januar erneut die besten Fußballer und Trainer der Welt ausgezeichnet werden. „Das ist sie“, zeigt der 67-Jährige stolz die Einladung zu der feierlichen Ehrung mit Cocktail-Empfang, Showprogramm, Galadinner, Übernachtung in der Schweiz.
Heymann ist einer von mehr als 1000 Gästen bei dem Festbankett in Zürich mit den Ballzauberern Lionel Messi, Ronaldo und Iniesta, den Weltklassetrainern Jose Mourinho und del Bosque, viel politischer Prominenz und hochkarätigen Showstars. An diesem Abend im Januar wird das Geheimnis gelüftet und das offizielle Ergebnis der Jury verkündet. Beim letzten Mal stand Messi als strahlender Sieger im Blitzlichtgewitter der Fotografen.
Heymann, der nie in einem Verein gespielt hat, sondern als Jugendlicher auf der Straße kickte, hat in seiner Funktion als Schiedsrichter im In- und Ausland viele Kollegen von Rang und Namen persönlich kennengelernt, Kontakte geknüpft und sich mit deren Biographien beschäftigt: zum Beispiel Arthur Ellis oder den Schweizer Gottfried Dienst, der 1966 das WM-Finale zwischen England und Deutschland pfiff und sich beim berühmten Wembley-Tor auf das Augenmaß von Linienrichter Tofiq Bahramov verließ.
Eine Fehlentscheidung, wie wir alle wissen. Die Schiedsrichter-Assistentenfahne des russischen Linienrichters hätte der Krefelder Sammler sicherlich auch gerne besessen. Stattdessen befand sich in seinem Fundus eine Originalfahne vom WM-Qualifikationsspiel zwischen Irland und Schweden vom 13. November 1949 mit allen Unterschriften der Spieler und des Schiedsrichtergespanns. Alex Murdoch, einer der beiden Linienrichter in diesem Spiel, hat sie Heymann bei dessen Englandreise 1970 geschenkt.
Diese Fahne und etliche andere Utensilien aus Heymanns Schatzkiste werden demnächst im neuen Fußball-Museum des Weltfußballverbands in Zürich ihren Platz finden.