London, Madrid, Delhi: Oskar Deecke kommt herum (mit Video)
Krefeld. Olympisches Gold ist für viele Sportler das Maximum, das sie in ihrer Karriere erreichen können. Oskar Deecke, langjähriger Stürmer des Hockey-Bundesligisten Crefelder HTC, hat dieses Ziel im Sommer vergangenen Jahres mit der Hockey-Nationalmannschaft erreicht.
„Es hat relativ lange gedauert, bis ich den Erfolg wirklich realisieren konnte“, sagt Deecke, der sich noch gerne an die Zeit bei Olympia in London zurück erinnert. „Es sind einfach sehr viele positive Eindrücke, die ich da noch im Hinterkopf habe.“
Der Alltag hat den 26-jährigen bis heute nicht richtig eingeholt. Der diplomierte Sportwissenschaftler wechselte nach den Olympischen Spielen vom Crefelder HTC zunächst für ein Jahr zum spanischen Club de Campo Villa de Madrid.
Eine Erfahrung, die Deecke nicht bereut. Vor allem genießt er das spanische Essen und Wetter. Sportlich sei die Liga hingegen nicht so reizvoll: „Wie im spanischen Fußball gibt es drei, vier sehr gute Mannschaften, der Rest fällt deutlich ab. Insofern gibt es eigentlich nur sechs spannende Spiele in der Gruppenphase. Die anderen Duelle werden fast ausschließlich gewonnen.“
Die Winterpause in Spanien im Dezember und Januar nutzte Deecke zu einem fünfwöchigen Abenteuer in der neugegründeten indischen Profiliga. Obwohl in Indien eine große Hockeybegeisterung herrscht, gehört das Land nicht mehr zur Weltspitze. Der Wechsel von Natur- auf Kunstrasenplätze änderte das Spiel grundlegend und sorgte dafür, dass der Rekord-Olympiasieger (achtmal Gold) den Anschluss verlor. Durch die Verpflichtung internationaler Spitzenspieler für die Liga soll der Rückstand verkleinert werden.
Bei einer Spielerauktion bekamen die Delhi Waveriders den Zuschlag. Oskar Deecke unterschrieb gleich für drei Jahre in Folge. „Wir wurden wie Rinder oder Gemälde versteigert. Wirklich ein komisches Gefühl. Aber immer wenn jemand den Arm gehoben hat, war es ganz gut für mich, weil sich so unser Grundgehalt errechnete“, berichtet Deecke, der etwa 40 000 Euro für sein Gastspiel kassiert haben soll.
Auch sportlich lief es in Delhi hervorragend für den gebürtigen Hamburger. Er schoss das erste Tor der Liga, zwei seiner insgesamt vier Treffer wurden als „Bestes Tor des Spiels“ ausgezeichnet. Die Waveriders schafften es sogar bis ins Finale, welches das Deecke-Team allerdings knapp mit 1:2 gegen die Ranchi Rhinos verlor. In dem Spiel traf Deecke auf Welthockeyspieler Moritz Fürste, sein Vereinskamerad in Madrid. „Die Atmosphäre in den Stadien war immer toll. Mehr als 70 Minuten sah man tanzende und trommelnde Fans. Beim Endspiel saßen sogar Menschen auf den Häuserdächern hinter dem Stadion“, erinnert sich der 26-Jährige.
Krefeld hat er in der Zeit nie aus den Augen verloren. Eine Rückkehr zum CHTC ist ziemlich wahrscheinlich.